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Neidhammel

Erklär mir mein Deutschland: Neidhammel

I könnt mi ja schon wieder aufregen. Über diese typisch deutsche Unart der Neiderei. Und ja: sie hat typisch deutsch gesagt!

Warum ich behaupte, dass das Neiden die Deutschen auszeichnet? Schauts her, sowas gibt’s halt einfach a nur bei uns. Ich habe Freunde aus allen möglichen Herren Ländern und hab natürlich als Halb-Ami eine Menge amerikanischer Freunde und selbstverständlich eine Meute an amerikanischen Familienmitgliedern. Als ich ganz stolz von meinem London Urlaub erzählt hab wurds mir wieder richtig bewusst.

Die Amis sind einfach anders gestrickt. Wie haben Sie auf meine Gschichten reagiert? Mit einem Ernst gemeinten „Well honey that´s so good for you!“ und einem “ Baby, I am so happy you had a good time!“. Die haben sich ehrlich für mich und mit mir gefreut. Richtig schee!   Und hier im schönen Bayern mit unseren Neid zerfressenen Grantlern?

Schon 5 Minuten nachdem ich mich am Münchener Flughafen auf Facebook verlinkt habe (Mei, i gebs zu! Ich verlink mich ständig auf Facebook. Stop hating!) klingelte mein Telefon. Ein Freund von dem ich schon seit Wochen nichts mehr gehört habe meldete sich mit einem „Mei, dei Lem hätt i gern!“ und einem „Fohrst du scho wieda in Urlaub?“ hinterher… gefolgt von einer Diskussion darüber, dass man nicht verstehen könne, wie man sich so einen „upper class lifestyle“ (what the fuck?!) nur leisten kann.

Boah nee. Da hab i mi scho zsamm reißen müssen. Da krieg ich ja nen Hals bei sowas. Weil: Hallo? Geht’s noch? Rufst du mich extra an um mir zu sagen, dass du mir nen 3 Tages Trip nicht gönnst und verlangst von mir, dass ich mich dafür rechtfertige, dass ich mir was Gutes tu? Weil honey I got news for you: ich reiße mir meinen Arsch auf für die ganzen scheena Sachen, die ich mir leiste und habe sie nicht geschenkt bekommen, sondern mir verdient. Ich arbeite Vollzeit von Montag bis Freitag als Sozialpädagogin und stelle mich zusätzlich jeden Samstagnacht als Türsteherin vor einen Rengschburger Club. Wer bist du darüber zu werten, wofür ich meine Kohle ausgebe?

Oder ein anderes nettes Beispiel. Ein Schwank aus meiner Jugend quasi: Wisst ihr wie ich hinter der Theke den meisten Umsatz gemacht habe? Weil ich mit Neid gespielt habe. Ich hab mir mit meinen Mädels ne Flasche Champus aufgerissen. Vor den Augen derjenigen Gäste, die sich gerne als Regensburger Schickeria bezeichnen – aber gerade nur an nem Salitos rumnuckelten. Empörung. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie die ihre Augen aufgerissen haben. Das konnten sie nicht auf sich sitzen lassen. Kann doch niad sein, dass sich die popelige Bedienung an Champus aufreißt! Und schwubbdiwupp: 3 Flaschen verkauft (freilich waren die auch immer noch a bissl größer und teuriger wie die unseren. Um ein Statement zu machen versteht sich – aber was solls. Ich hatte Champus im Bauch, Geld in der Tasche und aus den Holzkisten der Magnumflaschen hab ich mir schnieke Regale gebaut!).

Neid ist was ganz ganz hässliches und es gibt so viele hässliche Gschichten auf dera Welt. Wieso bemühen wir uns dann jeden Tag noch etwas zu der Hässlichkeit beizutragen? Vielleicht fragst di es nächste mal einfach, was denn bei dir so los ist, dassd so grantln musst? Wo drückt der Schuh? Fehlt da was? Vielleicht musst du was an DEIM Leben ändern und niad an meim. Und vielleicht – ganz vielleicht wünscht du mir dann einfach es nächste Mal an schönen Urlaub und trinkst an der Bar einfach des, dass da schmeckt. Feel free! Be happy! Und schau aff di selbst!

 

Unsere Gastautorin: AYDA

Bayrischer Allrounder mit afro-amerikanischen Wurzeln aus dem schönen Rengschburg [Re|gens|burg]. Stolze Mama von zwei Felnasen, Sozialpädagogin aus Leidenschaft und Türsteherin deines Vertrauens. Die Zeit die ihr bleibt, wird mit roasn [rei|sen], essn [ess|en] und dringa [trin|ken] gefüllt. Sie schmatzt [spricht] gern über ois [alles] nasche [ver|rück|te], dass ihr so den lieben langen Tag begegnet und sie interessiert und bleibt dabei ausgschamt [un|ver|schämt] ehrlich.

Foto von Megan Johnston

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