Ende des vergangenen Jahres mehrten sich in meiner Timeline die Posts von Bloggern, die ihrem Frust über das Business Luft machten und sich fragten, wo die Zukunft von Blogs liegt. Ich las Meinungen wie diese hier:
- „So macht das Bloggen keinen Spaß mehr, ich schreibe jetzt nur noch für mich.“
- „Bitte like den Beitrag von mir, der Instagram-Algorithmus hat meine Sichtbarkeit beschnitten.“
- „Liest mich eigentlich noch jemand?“
- „Wie soll ich vom Bloggen leben, ohne zur reinen Werbeplattform zu verkommen?“
Inhalt:
Jeder will die Aufmerksamkeit der Leser
In Anbetracht der wachsenden Content-Flut wird es für Blogger zunehmend schwerer, gesehen und gelesen zu werden. Für die Leser wiederum wird es immer schwerer, relevanten Content im Content-Überfluss zu finden. Als Leser filtert man immer stärker, vermisst irgendwann bestimmte Blogger, die man sonst noch zufällig immer wieder gesehen hat, nicht einmal mehr. Zu viele neue Accounts und Blogs buhlen um die Aufmerksamkeit des Lesers. Wer als Blogger überleben und gesehen werden möchte, muss kreativ werden.
Je häufiger ich die kleinen Frustausbrüche auf den Social Media Kanälen und Blogs las, desto mehr umtrieb mich die Frage, wo es langfristig mit Blogs hingehen soll. Hat Bloggen überhaupt noch eine Zukunft oder können wir uns die ausführlichen Berichte zugunsten von kurzen und mittellangen Instagram-Posts sparen?
Blogger im Gespräch
Ich frage befreundete Blogger in abendlichen Bierrunden nach ihrer Meinung. Wie zu erwarten bekam ich eine große Bandbreite an Antworten:
- “Sobald mein Blog groß genug ist, werde ich Unternehmen beraten und den Blog nur noch nebenbei laufen lassen.”
- “In Zukunft werden viele Blogs sterben, denn die Aufwände und Fallstricke für Blogger werden immer größer, wie wir schon nach der DSGVO beobachten konnten”
- “Blogger müssen sich vernetzen in eigenen Bloggernetzwerken oder Agenturen und Contenthubs schaffen”
- “RSS Feed sind die Zukunft, weil Leser den Content nach Hause geliefert bekommen wollen“
Eine wirklich schlüssige Antwort fand ich nicht. Ich beschloss die Runde der Befragten zu vergrößern und fragte: „Was ist die Zukunft von Blogs?“. Was die befragten Blogger geantwortet haben, habe ich versucht zu sortieren und strukturieren. Bei manchen Punkten war das leicht, bei anderen nicht so sehr. Aber lest selbst, zuerst meine Zusammenfassung der Statements, anschließend jedes einzelne Statement der 14 teilnehmenden Blogger (für deren Zeit ich sehr, sehr dankbar bin ❤️ )
Was macht einen Blog erfolgreich?
Gäbe es doch nur das eine Erfolgsrezept, mit dem man zack zack einen erfolgreichen Blog aufziehen kann. Aber ganz so einfach ist das leider nicht. Der einzige Punkt, in dem sich alle Blogger dieser Umfrage einig sind, ist, dass sich das Bloggen von einst, das öffentliche Tagebuch schreiben, sehr verändert und professionalisiert hat. Manche sehen das etwas wehmütig, andere frustriert und wieder andere sehen genau darin eine große Chance.
Der Markt ist voll, kaum eine Nische ist nicht belegt. Manche sprechen auch von einem übersättigten Markt. Wer da überleben oder durchstarten möchte, braucht einen Plan.
Mehrwert und Qualität
Die gute Nachricht gleich vorweg: Der Großteil der Blogger prophezeit Blogs ein Fortbestehen, sofern sie einen Mehrwert bieten und qualitativ hochwertigen Content produzieren. Der Leser rückt in den Fokus (und damit indirekt auch Google): Gefällt dem Leser, was er*sie sieht, wertet auch Google das als einen guten Impuls. Doch auf Traffic kommen wir später zu sprechen. Kurz zusammengefasst heißt das so viel wie „Wer hilft, wird gelesen“.
Nische
Die meisten Befragten glauben, dass Blogs weiterhin relevant bleiben, sich der Markt aber weiter segmentieren wird. Häufig genanntes Stichwort: Nischenblog. Je spezifischer der Blog auf ein Bedürfnis oder ein Interesse einer speziellen Zielgruppe passt, desto besser stehen die Erfolgschancen aka die Relevanz.
Das Hauptziel muss also sein, sich unentbehrlich zu machen. Seinen Blog zu einer Marke innerhalb der Nische(n) aufzubauen, an der Unternehmen gar nicht vorbeikommen.
Alex, Niedblog
Authentizität und Persönlichkeit
In keinem anderen Punkt herrscht eine derartig einheitliche Meinung: Nahezu alle schrieben, dass Persönlichkeit, Meinung und Authentizität DAS wegweisende Merkmal von Blogs sein werden. In Zeiten von Fake-News und immer wieder enttarnter Einheitlichkeit und mangelnder Ehrlichkeit auf Social Media ist das ein Zukunftstrend, den man begrüßen möchte.
Es mag platt klingen, aber Authentizität ist noch immer ein wichtiges Stichwort. Auch bei mir kommt jedes Mal am meisten Feedback, wenn ich aus dem Nähkästchen plaudere und über sehr persönliche Dinge aus meinem Leben spreche. Denn damit können sich die Leser*innen identifizieren – oder eben auch nicht.
Sonja, Goldfasan
Zukunft von Blogs: 3 mögliche Wege
Eine einzige Marschroute für die Zukunft der Blogs festzulegen, ist weder sinnvoll, noch möglich. Nehmen wir den Querschnitt der Antworten, lassen sich allerdings grob drei potentielle Wege der Blogosphäre erkennen:
- Es wird weiterhin Hobby-Blogger geben, die den Blog als kreatives Ventil nutzen und sich nicht all zu viele Gedanken um Traffic, Monetarisierung und Konkurrenz Gedanken machen.
- Bestehende Blogs professionalisieren sich weiterhin, feilen weiterhin an ihren SEO- und Social-Media-Strategien und verschiedenen Content-Arten, arbeiten an unterschiedlichen Kooperationen, schauen immer wieder über den Tellerrand und entwickeln sich konstant weiter.
- Bestehende professionelle Blogs oder Blogger-Kollektive entwickeln sich zu Medienunternehmen mit Redaktionen. Hier wird die Arbeit nicht mehr von einem Einzelkämpfer, sondern Teams, Netzwerken oder auch Ghostwritern bewältigt. Ein Vorbild aus den USA: Huffington Post, Business Insider und Tech Crunch.
Zurzeit setze ich stark auf Blog, Traffic über Google und Pinterest, Instagram für Koops sowie meinen Newsletter. Mit diesem Mix möchte ich sicherstellen, dass ich auch zukünftig als Reisebloggerin arbeiten kann.
Anja, Travel on Toast
Welche Faktoren spielen in der Zukunft von Blogs eine Rolle?
Traffic-Quellen
Hier ist der erste Punkt, an dem es ein wenig schwieriger wurde, alle Meinung unter einen Hut zu bringen, denn letztlich gab es konträre Meinungen, wie
- ohne eine Social-Media- und SEO-Strategie bleibt ein Blog weitestgehend unentdeckt
- Traffic ist egal, ich blogge für mich
Hier treffen professionelle und persönliche Blog-Absichten aufeinander.
Profi-Blog vs. Hobby-Blog
Ein professioneller Blog mit Monetarisierungsabsichten wird ohne eine Traffic-Strategie auf keinen grünen Zweig kommen. Das gelingt zudem schneller, wenn nicht eine Person alleine den Content produziert und die Distributionskanäle betreibt, sondern ein Redaktionsteam, aber auch alleine ist es nichtsdestotrotz möglich. Das bezeugen zahlreiche erfolgreiche Blogs, hinter denen Einzelkämpfer stehen, wie zum Beispiel Selbstständig im Netz. und Josie loves.
Ein durch und durch persönlicher Blog ohne Strategie fährt ein stückweit einen künstlerischen Ansatz, der ein kreatives Ventil und Persönlichkeitsausdruck sein soll, ganz ohne Zwänge und Druck.
Eint man aber diese beiden scheinbar entgegengesetzten Ansätze, landet man bei dem Punkt der Authentizität und Persönlichkeit, den fast alle als die Zukunft der Blogs sehen. Schafft man es, relevanten Content mit Mehrwert zu verfassen, der dennoch Haltung zeigt und Persönlichkeit und Wiedererkennungswert hat, zeichnet sich eine verheißungsvolle Route von Blogs der Zukunft ab.
Es wird sich nicht nur alles um SEO-Optimierung drehen, sondern um persönliche Meinung und Positionierung.
Biggi und Flo, Phototravellers
Rolle von Social Media
Social Media scheint ein bisschen die Hassliebe der Blogger zu sein. Es geht nicht ohne, aber auch nicht immer mit. Entweder man liebt die Möglichkeiten der direkten Interaktion und hat seinen Channel gefunden, der gut zu einem passt, oder man hat gar keine Lust auf all die Kanäle und möchte sich nur um sein Blog-baby kümmern.
Die Schere geht zwischen multimedialen Multichannel-Blogs und Fokus auf einen Kanal auseinander. Das Schimpfen auf Algorithmen, ihre Unberechenbarkeit und die Abhängigkeit von ihnen verhagelt manch einem ambitionierten Blogger manchmal die Laune. Gleichzeitig weiß man aber auch, dass die Content-Produktion nur Schritt eins ist, die Distribution beim professionellen Bloggen aber mindestens genauso wichtig ist.
Nicht zuletzt steht auch immer noch die Frage im Raum: Kann Instagram Blogs ersetzen?
Oder anders (und provokant) gefragt: Sind Instagrammer auch Blogger?
Facebook, Instagram und Co. können einen Account in schwindelerregende Höhen treiben, einen aber auch einfach in Vergessenheit geraten lassen. Ich möchte daher nicht mehr dubiosen Algorithmen und miesem Datenschutz ausgeliefert sein und meinen Erfolg in die Hände Dritter legen.
Nadine, Planet Hibbel
Kollaboration statt Konkurrenz
Brandneu ist der Ansatz, kollaborativ zusammenzuarbeiten, statt konkurrierend, nicht. Gerade die Reiseblogger-Szene dürfte das Reiseblogger Kollektiv und Travel Episodes zum Beispiel kennen.
Nun ist es in der Bloggerwelt aber auch weit verbreitet, dass jeder seine eigene Brand sein, sich selbst etwas aufbauen möchte. Die Frage bleibt aber: Kommen wir kollektiv nicht schneller und erfolgreicher voran?
Ich finde es auch super wichtig, dass Blogger*innen sich untereinander noch besser connecten und unterstützen.
Justine, Justine kept calm and went vegan
Es war vor allem Justine von Justine kept calm and went vegan, die sich mehr Zusammenarbeit unter den Bloggern wünscht. Während sie in erster Linie von der Vernetzung und dem Schulterschluss zwischen den Bloggern spricht, bringt Kathi von Watch Me See ihre Online-Community offline bei Stadtführungen zum Beispiel zusammen. Der Ansatz, Online-Communities offline zusammenzubringen, hat sich schon bei Firmen wie Yelp und Meetup bewährt, vor allem auch bezüglich des Traffics und des Wachstums der Communities.
Monetarisierung: Wie verdienen Blogs Geld?
Kommen wir zum Knackpunkt der Bloggerwelt: dem Geld. Denn wer seinen Blog professionell betreibt, möchte im Idealfall davon auch leben können. Wie die Monetarisierung von statten geht, scheint lediglich eine Frage der Kreativität zu sein:
- Consulting
- ebooks
- Kochbücher und Reiseführer
- Stadttouren
- Produkte, wie Webinare, Tutorials und Workshops
- „Offline“-Produkte wie Tassen, Handtücher
- Content-Produktion für Firmen
- Advertorials
Geld verdienen mit dem, was man liebt, dürfte der Traum jedes erwachsenen Menschen sein, nicht nur der Blogger. Bei Bloggern ist allerdings die Glaubwürdigkeit ein besonders hohes und fragiles Gut, vor allem, wenn sie auch zukünftig ernst genommen werden möchte. (Es gibt hier zwar auch schwarze Schafe, denen es beim Bloggen nur um Gratis-Produkte geht, aber um diese soll es hier nicht gehen.) Daher werden gesponserte Beiträge und Advertorials zunehmend kritisch gesehen.
Schaden Advertorials der Glaubwürdigkeit?
Die Frage, die im Raum steht, ist, ob man mit Advertorials der eigenen Glaubwürdigkeit schadet. Das gilt erst recht, wenn mehr Advertorials, als redaktioneller Content produziert werden. Hat das Advertorial-Konzept als Ganzes vielleicht schon ausgedient? Julia von 2800g und Sebastian und Jenny von 22places glauben zum Beispiel nicht mehr an die Zukunft von gesponserten Beiträgen.
Das Bloggen irgendwie zu monetarisieren wäre ein Traum, aber nicht um jeden Preis.
Julia, 2800g
Während manche mit dem Status Quo zufrieden sind, brüten andere über neue Ideen zur Vermarktung und Monetarisierung. Gerade hier scheinen die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft und somit noch viel Potential zu nutzen zu sein.
Die Meinungen der Blogger
Evenmoreplaces
Freya von Evenmoreplaces: Für mich persönlich hat sich das Bloggen in den letzten Jahren sehr verändert. Aus dem Online-Tagebuch wurde mehr und mehr eine Geschäftsidee und dann ein Business. Aus dem fotografierenden Schreiberling mit der unschuldigen Idee sein kreatives Hobby zum Beruf zu machen, wurde ein Online Marketing Spezialist. Und auf einmal war da der Traum, Modebloggerin zu werden oder ortsunabhängiger Reisenomade. Neben unzähligen Packlisten und E-Books, wurden aber auch Träume verkauft: Es gab viele Nachmacher, doch für ganz viele ist der Traum kurze Zeit später zerplatzt. Was blieb, waren leblose Blogs, auf denen halbherzig SEO optimierte Beiträge darauf warten gelesen zu werden, damit irgendwann, irgendjemand endlich den „Call-to-Action-Button“ anklickt und sich in den Newsletter einträgt.
Ich bleibe mir selbst treu beim Bloggen
Einige wenige haben den Spagat zwischen Authentizität und Monetarisierung geschafft, für mich persönlich funktioniert Bloggen in Zukunft aber nur noch auf eine Art: Und zwar auf meine. Mein Blog, meine Texte und Fotos sollen sich nicht mehr an Werbevorgaben oder anderen Richtlinien orientieren. Ich möchte mit meinen Beiträgen wieder inspirieren und Gefühle wecken, anstatt meinen Lesern das Gefühl zu geben irgendetwas zu brauchen. Geld verdienen wird damit wahrscheinlich schwierig, jedoch habe ich vorerst meinen Frieden damit gefunden bis mir etwas anderes einfällt. Das Internet verändert sich jeden Tag und genauso die damit verbundenen Möglichkeiten.
Webseite: Evenmoreplaces
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Globusliebe
Julia von Globusliebe: Ich stimme deiner Aussage zu, dass der Bloggermarkt weitestgehend übersättigt ist und würde heutzutage niemandem mehr raten, den zehntausendsten Reiseblog zu gründen und über die gleichen Reiseziele zu berichten, wie es jeder tut. Allerdings gibt es auch extrem viel Schrott im Netz und ich bin überzeugt davon, dass sich Qualität durchsetzt. Gute Fotos, ehrliche Geschichten und Tipps mit echtem Mehrwert sind in meinen Augen wichtiger, als das tägliche Streuen von unnützem Content. Ich lebe mittlerweile seit fünf Jahren von meinem Blog, arbeite zusätzlich als freie Fotografin und Buchautorin und setze somit nicht nur auf eine einzige Einnahmequelle. Wohin die Reise des Bloggens führen wird, kann ich leider nicht ahnen. Verändern wird sich in den nächsten Jahren bestimmt einiges.
Webseite: Globusliebe
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Phototravellers
Biggi und Flo von Phototravellers: Auch wenn es dank Instagram aktuell nicht so aussieht, glauben wir nach wie vor, dass Blogs in Zukunft wichtig bleiben und sogar stärker nachgefragt werden. Informationen über Google und das Netz werden noch stärker abgerufen. Jedoch wird die Art des Contents ausschlaggebend sein und immer wichtiger werden. Es wird sich nicht nur alles um SEO-Optimierung drehen, sondern um persönliche Meinung und Positionierung. Trendthemen sind in unseren Augen: Nachhaltigkeit, Bodylove und außergewöhnliche Reiseziele.
Webseite: Phototravellers
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Niedblog
Alex von Niedblog: Ich selbst habe NIEDBLOG bereits 2010 ins Leben gerufen, feiere also in diesem Frühjahr bereits neunjähriges Bestehen. In der Zwischenzeit ist viel passiert, die Branche hat sich einerseits extrem professionalisiert und andererseits ist eine gigantische Blase entstanden, da immer mehr Menschen glauben, auf die Schnelle selbst einen Blog ins Leben zu rufen und den großen Hit zu landen. Dabei verwässert die Wahrnehmung von „Bloggern“ zunehmend, denn es herrschen völlig unterschiedliche Herangehensweisen, Ziele und Konzepte. Manch Neuling würde alles dafür geben, eine kostenlose Hotelübernachtung oder eine Sonnenbrille zum Testen zu erhalten, während manch alte Hasen tagein tagaus dafür kämpfen, als professionelle Medien wahrgenommen zu werden.
Der hauptsächliche Knackpunkt ist ja oftmals die Finanzierung: Wie schaffe ich es mit meinem Medium Geld zu verdienen, ohne meine Authentizität und Integrität aufzugeben? Wie biete ich also regelmäßig guten Content und kann diesen monetarisieren, ohne meine Seele zu verkaufen. Das wird für die meisten Blogger nie möglich sein, weil schlichtweg der notwendige Traffic nie erreicht wird. Zudem ist der Markt so groß, dass es genug Kollegen gibt, die eine vergleichbare Leistung unbezahlt erbringen. Das Hauptziel muss also sein, sich unentbehrlich zu machen. Seinen Blog zu einer Marke innerhalb der Nische(n) aufzubauen, an der Unternehmen gar nicht vorbeikommen.
Blogs werden niemals sterben
Ich denke die Zukunft des Bloggens wird sich gewissermaßen dreiteilen: Ein gehöriger Teil wird aus Ernüchterung über ausbleibende „Erfolge“ (Traffic, Aufmerksamkeit, Kooperationen, Leser-Feedback) das Bloggen nach und nach einstellen. Ein anderer Teil wird sich für weitere Themenfelder und ein größeres Redaktionsteam (also Co-Autoren) öffnen müssen, um regelmäßigen guten Content zu bieten. Diese Gruppe wird sicher dabei weg vom klassischen, persönlichen Weblog hin zu einem Online-Magazin entwickeln, was aber gar nicht unbedingt schlecht sein muss. Die dritte Gruppe, vermutlich der kleinste Anteil, schafft es mit dem bisherigen Konzept zur echten BLOG-MARKE oder ist mit seinem Status Quo schlichtweg zufrieden.
Generell werden Blogs niemals sterben, gerade weil die Recherche und Inspiration im Internet in fast allen Bereichen des Lebens – von Mode über Lifestyle und Technik bis Reisen – zukünftig sogar noch weiter zunehmen wird. Und wo einer Nachfrage nach persönlichen Empfehlungen, Erfahrungen und Erlebnissen ist, wird auch immer Platz für (gute) Blogs sein. Bleiben wir beim Thema Reisen: Kein Print- oder Offline-Medium kann ein Hotel oder eine Reiseerlebnis so vieldimensional greifbar machen wie ein Reiseblog. Wir bieten Live-Eindrücke auf Social Media, beschreiben viele Reisetipps aber auch mögliche Stolpersteine in ehrlichen Artikeln mit unzähligen Fotos und geben mit einem hochwertigen Video auch noch einen sehr tiefen Eindruck aus ganz unterschiedlichen Winkeln.
Und das Gute ist: Niemand muss bewusst nach einem „Blog“ suchen, um auf einem Blog zu landen. Denn guter Content, der einen Mehrwert für den Leser bietet, wird auch immer in den Suchmaschinen Relevanz haben. Daher landen schon heute Benutzer auf der Suche nach bestimmten Informationen auf Blogseiten und werden zu Stammlesern. Vor der Zukunft des Bloggens muss daher niemandem Bange sein, es wird qualitativ weiter bergauf gehen und sich die Spreu vom Weizen trennen.
Webseite: Niedblog
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Funkloch
Steven von Funkloch: Den Blog Funkloch schreibe ich seit 2012. Seit dem hat sich viel verändert. Rückblickend muss ich sagen, dass mir der Blog sehr geholfen hat. Ich habe mit dem Start des Blogs angefangen Dinge mehr zu hinterfragen, habe recherchieren gelernt, neue Kontakte geknüpft und mich immer mehr für ökologische Nachhaltigkeit eingesetzt. Mein Publikum ist klein, aber mit diesem kleinen Publikum habe ich schon viel erreicht. Unser größter Erfolg war, dass die Leser des Blogs und ich 9.000 Euro für einen Brunnen in Afrika gesammelt haben. Bis heute fördert der Brunnen sauberes Trinkwasser für ein Dorf in Uganda.
Und genau damit will ich in Zukunft weitermachen – mit den Leuten, die meine Ansichten und Interessen teilen. Ich habe weniger Leser als die meisten Reiseblogs, aber alle, die das Funkloch lesen, sind von dem Ziel für mehr Nachhaltigkeit überzeugt. Auch wenn die Blogosphäre wegen fehlender Authentizität verkommt, werde ich mit meinem Blog weiter für die gute Sache kämpfen. Und für 2019 sind dafür ganz konkret zwei große Projekte geplant.
Webseite: Funkloch
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Travel on Toast
Anja von Travel on Toast: Seit sechs Jahren blogge ich, seit einem Jahr ist Reisebloggen mein Vollzeitjob. Vorher habe ich auch Unternehmen zu Blogs und Blogger Relations beraten.
Ich glaube nicht, dass Blogs in absehbarer Zeit out sind. Bei mir läuft es von Jahr zu Jahr besser, was Reichweite, Kooperationspartner und Einkommen betrifft.
Aber ich muss immer schauen, dass ich auf dem neusten Stand bleibe, was etwa SEO oder Social Media betrifft.
Zurzeit setze ich stark auf Blog, Traffic über Google und Pinterest, Instagram für Koops sowie meinen Newsletter. Mit diesem Mix möchte ich sicherstellen, dass ich auch zukünftig als Reisebloggerin arbeiten kann.
Webseite: Travel on Toast
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Watch Me See
Kathi von Watch Me See: Ich denke, die Zukunft des Bloggens wird von Fall zu Fall verschieden sein und hängt zum Beispiel davon ab, warum jemand überhaupt erst einmal mit dem Bloggen beginnt. Wenn von Anfang an Monetarisierung im Vordergrund stand, oder der Blog „nur“ als Portfolio dienen sollte, kann ich mir gut vorstellen, dass die Zukunftsaussicht dann auch eher negativ ist – denn a) ist Monetarisierung harte Arbeit und klappt weder sofort noch immer, oder b) der Blog war nur ein Stepping Stone sozusagen in eine andere Karriere (zum Beispiel Consulting) und nicht Blog um des Bloggens Willen.
Bei mir ist das anders. Ich habe meinen eigenen Blog gegründet, um qualitativ hochwertige Artikel und Fotos, persönliche Reisegeschichten und Reisetipps für Schottland mit anderen zu teilen – es ging mir immer um den Erfahrungsaustausch und darum andere zu inspirieren, und daran hat sich auch nichts geändert, als ich begann den Blog zu monetarisieren. Die Lesererfahrung und der Mehrwert für die Leser steht für mich im Vordergrund. Die Contentflut und die steigende Konkurrenz sorgen natürlich immer wieder für Rueckschlaege.
Ich glaube an Nischenblogs
Gerade als Nischenblog sehe ich wie viel Schottland Content da draussen ist, und wie viel davon entweder 0815 ist, oder auf unglaublich wenig persönlicher Erfahrung basiert. Ich glaube aber gerade darum, liegt die Zukunft in Nischenblogs – Leser wollen verlässliche Informationen von Bloggern, die eine Region unglaublich gut kennen und auch Geheimtipps verraten können. Es wird immer Reiseblogger geben, die ihr Netz weiter werfen, aber ich glaube Authorität und Expertise werden in Zukunft immer wichtiger sein – und man kann nicht Experte in allen Regionen dieser Welt sein. Authorität ist außerdem wichtig um bei Google zu ranken, und da reicht ein einzelner 10 things to do in-Post schon längst nicht mehr aus. Mithalten kann nur wer auch gerne die harte Arbeit macht.
Ich glaube ausserdem fest daran, dass trotz steigender Konkurrenz, Kollaboration der Schritt in die Zukunft ist. Es muss nicht immer eine formale Agentur oder ein Netzwerk sein, aber selbst nur im Austausch mit anderen Bloggern zu stehen, an Projekten zusammenzuarbeiten, Kontake zu teilen, Lesern von einander zu berichten usw. ist wichtig. Wir haben eine tolle Community an Reisebloggern in Schottland und wir machen genau das und festigen somit unsere eigenen Blogs, aber auch unser Auftreten als Gruppe nach aussen. Für mich persönlich geht es 2019 langsam aber sicher in die volle Selbstständigkeit mit dem Blog.
Die Lust am Bloggen bleibt
Ich möchte weiterhin eine Top-Destination für Schottland-Reisende aus aller Welt sein und baue meine Services für Leser dieses Jahr auch aus. Ich biete Reiseplanung und Stadtführungen in Glasgow an, und bald auch vegane Foodtouren in Glasgow. Content creation steht aber nach wie vor im Mittelpunkt und ich werde dieses Jahr vermehrt auf Video setzen um die schönsten Landschaften Schottlands in Szene zu setzen!
Webseite: Watch me see
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Planet Hibbel
Nadine von Planet Hibbel: Seit ich 2009 mit dem Bloggen begonnen habe (7 Jahre davon auf Planet Hibbel), hat sich sehr viel verändert. Die Statistiken zeigen zwar nach wie vor eine gute Leserzahl an, aber es wird kaum noch kommentiert. Das war in den Anfängen der Bloggerei ganz anders. Damals war alles easy going, man schrieb über blogspot so vor sich hin, es gab sehr viel persönliches Feedback von den Lesern und als ich 2011 Planet Hibbel ins Leben rief, waren wir gerade mal eine Handvoll Familienreiseblogger. Die Community war überschaubar und familiär und man kannte sich meist untereinander.
Mittlerweile ist die Anzahl der Blogs unüberschaubar geworden, man wird erschlagen von Content aus allen Bereichen, Leser konsumieren immer mehr über das Mobiltelefon, Feedback nimmt ab, Instagram scheint die Blogs abzulösen, die technischen und rechtlichen Hürden (DSGVO) werden immer komplizierter und ich habe in all den Jahren sehr viele Blogger kommen und gehen sehen.
Ich möchte keinen Algorithmen ausgeliefert sein
Tatsächlich habe ich durch all diese Punkte auch immer wieder mal Phasen, wo ich am Liebsten alles hinwerfen würde. Nichtsdestotrotz habe ich mir für 2019 aber vorgenommen, mich wieder mehr auf meinen Blog zu fokussieren. Denn wir wissen es alle: Facebook, Instagram und Co. können einen Account in schwindelerregende Höhen treiben, einen aber auch einfach in Vergessenheit geraten lassen. Ich möchte daher nicht mehr dubiosen Algorithmen und miesem Datenschutz ausgeliefert sein und meinen Erfolg in die Hände Dritter legen. Auch wenn Soziale Netzwerke natürlich dazugehören.
Stattdessen möchte ich Blogs, hinter denen soviel persönliches Herzblut steckt, wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Es hat im Jahr 2019 fast schon etwas oldschool-mäßiges an sich und als ob man wieder mal ein Buch liest. Ob das langfristig etwas bringen wird, kann ich nicht sagen. Ich habe oft das Gefühl, dass die Menschen von all der schnelllebigen Informationsflut übersättigt sind und sich auch immer mehr wieder in analoge Phasen zurückziehen. Wenn dem so sein sollte, kann ich das gut nachvollziehen und wenn ich ehrlich bin, kann ich mir jetzt auch nicht vorstellen, bis zur Rente zu bloggen.
Webseite: Planet Hibbel
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22places
Sebastian und Jenny von 22places: Wir denken, die Zukunft des Bloggens ist mehr Professionalisierung und mehr Glaubwürdigkeit.
Mehr Professionalisierung
Den Trend gibt es ja schon seit einigen Jahren und das wird sich auch noch weiter fortsetzen. Es wird in Zukunft noch mehr Blogs geben, die sich in Richtung kleiner Medienunternehmen entwickeln werden.
Reine Hobbyblogs wird es natürlich weiter geben, aber bei den Blogs, die hauptberuflich betrieben werden, werden wahrscheinlich nur die überleben, die sich professionell aufstellen.
Im Reisebereich wird es immer schwieriger, sich mit seinem Content bei Google gegen die großen Unternehmen (Reiseveranstalter, Destinationen, Seiten wie Urlaubspiraten und Urlaubsguru) durchzusetzen, die ganze Redaktionen und Online Marketing-Teams haben.
Da wird die Luft immer dünner und man wird sich nur noch durchsetzen, wenn man selbst noch professioneller arbeitet, es schafft eine Marke aufzubauen oder eine sehr spezielle Nische besetzt.
Wir versuchen mit unserem Blog auch diesen Weg zu gehen. Wir haben neben ein paar Freelancern, seit Ende 2018 unsere erste festangestellte Vollzeit-Mitarbeiterin.
Als 1-Frau/1-Mann-Unternehmen hätten wir mit 22places zwar auch weitermachen können, aber eben nicht so professionell, wie wir es gerne würden. Und abgesehen davon, dass Halbherzigkeit nicht unser Ding ist, würde uns das auch langfristig dann eben nicht weiterbringen.
Mehr Glaubwürdigkeit
Außerdem glauben (und hoffen) wir, dass sich Glaubwürdigkeit langfristig durchsetzt. Momentan sind bei vielen Blogs Sponsorings und Advertorials die einzige oder zumindest wichtigste Einnahmequelle.
Das ist grundsätzlich nicht unbedingt schlecht, aber einen Blog nur darauf aufzubauen, halten wir persönlich für eine Sackgasse.
Immer mehr Leser sind sensibilisiert und langfristig schadet die permanente Werbung der Glaubwürdigkeit und hat zur Folge, dass sich Leser irgendwann abwenden.
Wir haben unter anderem aus diesem Grund uns letztes Jahr für einen kompletten Cut entschieden und bieten keine gesponserten Beiträge auf unserem Blog oder auf unseren Social Media Kanälen an.
Vor allem eigene Produkte werden in Zukunft immer wichtiger werden und immer mehr professionelle Blogger werden sich in dieser Richtung etwas aufbauen.
Webseite: 22places
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2800g
Julia von 2800g: Ich sehe die Zukunft des Bloggens (und was mittlerweile als verlängerter Arm an Netzwerken irgendwie rangewachsen ist) vernebelt… Ich habe das Gefühl eine ganze Branche ist gerade am schwimmen, aus genau den Gründen die du genannt hast. Wohin mit all dem (guten) Content? Wie die Menschen erreichen? Und auch als Konsument – wem denn noch alles folgen?
Ich erwarte (eigentlich schon länger) ein Platzen der Influencer-Blase, was für die Bloglandschaft allerdings durchaus heilsam sein könnte. Oft lese ich Kommentare von Leuten, die sich mehr Authentizität und „echte Inhalte“ wünschen, die man auf Instagram & co. einfach sehr viel weniger zu Gesicht bekommt, als in so manchem Blog.
Da sich die Gesellschaft/Kultur oft in einer Pendelbewegung entwickelt, wird es eigentlich langsam Zeit für die Umkehr.
Zeit für leisere Timelines und mehr Austausch statt anonymen folgen.
Blogger sind mehr als ein Sprachrohr der Firmen
Für Blogger sehe ich auf jeden Fall die Aufgabe nicht nur Sprachrohr der Firmen zu sein. Auch wenn die Zusammenarbeit nur mit Firmen „hinter denen man steht“ und deren Produkten „die man wirklich kennt und empfehlen kann“ geschieht, wirken zahlreiche Blogs doch nur noch wie ein weiterer Werbekanal. Austauschbar. Und daher ist meiner Meinung nach ein Umdenken nötig! Eine bessere Balance und damit meine ich nicht einen Werbebeitrag auf x normale Artikel…
Es fällt mir schwer meine Gedanken dazu, wo die Reise langfristig hingeht, auf den Punkt zu bringen. Unterm Strich denke ich, dass ein Ruck durch viele Plattformen gehen müsste. Aber das ist natürlich meine Perspektive aus meiner Generation; fraglich, ob die nächsten Generationen in das Bedürfnis nach Inhalten mit mehr Wert hineinwachsen, oder ob sie mit einer anderen Art der Unterhaltung zufrieden bleiben… Vielleicht wird das nächste Snapchat die Aufmerksamkeitsspanne noch mehr zusammenfalten und für strapazierbare Inhalte gibt es keine Empfänger mehr.
Vielleicht bringt ein Blick nach Asien oder Amerika Ideen, wie es sich auch bei uns entwickeln könnte.
Ich folge meinem Bauchgefühl
Tja, und wo die Reise für mich hingeht? Wenn ich das wüsste… Es folgen Bauchgefühle und Gedankenfetzen:
Ich will kein Werbeblogger sein! Will aber auch von Dingen/Produkten/Orten erzählen dürfen, die ich mag, ohne dafür als solcher wahrgenommen zu werden. Mein Blog ist für mich eine Sammlung von Erinnerungen, Ideen und Gefühlen. Kurzgeschichten aus meinem Leben und persönliche Gedanken finden dort ein zu Hause. So soll es bleiben.
Es ist mein Refugium, meine Plattform und mein Ort, um mich mit anderen auszutauschen.
Das irgendwie zu monetarisieren wäre ein Traum, aber nicht um jeden Preis. Das Bloggen ist mir sehr wichtig, aber ich denke das es die Wiege für andere Dinge ist, mit denen ich langfristig meinen Alltag verbringen möchte.
Ich will Menschen helfen, die in ähnlichen Situationen sind/waren wie ich. Workshops leiten, Bücher schreiben, Vorträge halten, Fotos machen, Freude und Mut bereiten, Menschen zusammenbringen, Ideen weitergeben.
Webseite: 2800g
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anidenkt
Anika von anidenkt: Für die gesamte Szene kann und möchte ich natürlich nicht sprechen, für mich persönlich ist jedoch beim Bloggen seit Längerem die Luft raus. Ich habe über mehrere Jahre viel gebloggt und das hat sehr viel Spaß gemacht, jedoch ist es für mich heute nicht mehr das, was es einmal war: das freie, ungezwungene Schreiben ins Internet, ohne SEO, Algorithmen oder die Contentflut der ganzen Branche beachten zu müssen. Da ich von Anfang an meinen Blog vor allem als kreatives Ventil und wenig später als Portfolio nutzen wollte, hat er seinen Zweck erfüllt und tut es nach wie vor.
Nur blogge ich mittlerweile sehr selten, nur dann, wenn ich wirklich Zeit und Muse habe, da ich ihn nie professionalisierte. Ich schaue gerne auf die Jahre zurück, in denen ich ihn rege betrieben habe und bin dankbar für die vielen Kontakte und auch Freundschaften, die es sogar in die reale Offline-Welt geschafft haben und nach wie vor bestehen. Aber jetzt widme ich mich lieber meinen Büchern.
Webseite: anidenkt
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Justine kept calm and went vegan
Justine von Justine kept calm and went vegan: Ich sehe die Zukunft des Bloggens in (kleinen) und persönlichen Nischen-Blogs. Je mehr Nische und je persönlicher, desto besser.
Natürlich werden auch die großen Blogs weiterhin erfolgreich sein, aber ich schätze, dass sich viele Leser*innen immer mehr nach persönlichem, speziellem Content sehnen.
Ich finde es auch super wichtig, dass Blogger*innen sich untereinander noch besser connecten und unterstützen.
Mmmh, also meine persönliche Reise, das weiß ich gar nicht so genau! Ich will auf jeden Fall weiterhin bloggen, aber mir auch zusätzlich weitere Standbeine aufbauen, ein Kochbuch schreiben oder ähnliches!
Webseite: Justine kept calm and went vegan
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Goldfasan
Sonja von Goldfasan: Für mich hat die Zukunft des Bloggens größere zwei Tendenzen. Erstens: Die Leser*innen möchten wieder mehr Meinung. Viele Blogs sind in den letzten Jahren von persönlichen Tagebüchern zu hochprofessionellen Plattformen geworden – mit Fotos, die aus Hochglanzmagazinen stammen könnten und Texten, die nicht mehr als Werbefloskeln sind. Hübsch anzusehen, aber hier entsteht nur selten eine Diskussion. Tolle Blogger*innen wie Vreni Frost oder die Janes positionieren sich öffentlich und stehen damit auch im ständigen Austausch mit ihrer Community.
Es mag platt klingen, aber Authentizität ist noch immer ein wichtiges Stichwort. Auch bei mir kommt jedes Mal am meisten Feedback, wenn ich aus dem Nähkästchen plaudere und über sehr persönliche Dinge aus meinem Leben spreche. Denn damit können sich die Leser*innen identifizieren – oder eben auch nicht.
Textblogs haben beinahe ausgedient
Zweitens haben reine Textblogs als eigenständiges Medium meiner Meinung nach beinahe ausgedient. Möchte man viele Leute erreichen, muss man sich inzwischen zwangsläufig auch mit anderen Formaten auseinandersetzen. Manche Leute lesen gern, manche schauen sich lieber Bilder an, manche surfen viel in den sozialen Netzwerken und treiben sich in den Kommentarspalten herum, andere stehen auf Podcasts und wieder andere mögen Videos.
Natürlich kann man als einzelne*r Blogger*in kaum jeden Kanal bedienen; aber so wie sich das Netz ständig neu erfinden, sollte man seinen Content auch dem Nutzerverhalten anpassen. Das heißt eben auch, dass der Blog als einzelner Kanal künftig kaum noch funktioniert, sondern nur im Zusammenspiel mit anderen.
Webseite: Goldfasan
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Simon på tur
Simon von Simon på tur: Eine gute Frage, die ich mir auch oft stelle! Grundsätzlich denke ich aber gar nicht so viel darüber nach, ich mach einfach mein Ding. Und das ist glaube ich auch der beste Weg. Man sollte einfach nicht so viel über alles mögliche nachdenken, sondern einfach Leidenschaft und Freude an dem was ich mache mit in die Waagschale werfen. Wer sich in zu vielen Fragen verliert, wird nicht voran kommen. Ich habe meinen Blog gestartet, um meine Erlebnisse zu teilen und nicht um Traffic zu generieren oder eine Monetarisierung anzustreben.
Ich arbeite weder mit Agenturen noch mit Netzwerken oder sonst etwas zusammen, ich mache einfach mein Ding! Und wenn man das authentisch und gut und mit Ausdauer macht, dann wird man Erfolg haben. Aber was ist Erfolg in diesem Zusammenhang? Möglichst viel Geld damit zu verdienen? Das wird schwer werden! Oder einfach seine Erlebnisse mit anderen Leuten zu teilen um andere Leute zum Träumen anzuregen? Das ist ganz einfach! Mich schrecken professionell betriebene Blogs zunehmend ab, mir persönlich geht da ganz oft die Authentizität ab, insbesondere wenn die Monetarisierung in Form von Affiliate-Links usw. klar zu erkennen ist.
Ich denke es wird immer eine große Bandbreite an Blogs geben und über die sozialen Medien kann man sich selbst als kleiner Blogger ja auch auf anderen Wegen Gehör verschaffen. Einfach loslegen und machen, Qualität wird sich durchsetzen!
Webseite: Simon på tur
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Geh Mal Reisen
Ania und Daniel von Geh Mal Reisen: Auch wenn der Blog mittlerweile schon zu den klassischen Medien gezählt werden kann, denken wir nicht, dass er verschwinden wird.
Klar, es gibt Plattformen wie Medium, Instagram, Facebook, Youtube – der Blog aber ist das einzige, das unabhängig ist. Allein als Sicherheit werden sich dies viele Blogger beibehalten, denn hier hat man alles noch selbst in der Hand. Man weiß nie, was man mit den anderen Plattformen passiert.
Zum Thema Marktsättigung. Natürlich gibt es viele Blogs. Unsere Meinung dazu: Ein Markt kann nie zu voll sein, wenn man es richtig macht. Es gibt IMMER Wege, etwas anders, besser, neuer, kreativer zu machen. Niemals sollte man etwas nicht starten, weil man denkt „Davon gibt es ja schon genug.“ Das hat man auch schon vor 3 Jahren gesagt – ein Zeitpunkt, an dem wir z. B. gestartet haben. Heute bloggen wir hauptberuflich. Vielleicht gibt es viele Blogs, aber dann gibt es ihn noch nicht in deiner Art und Weise und mit deiner Stimme.
Blogs brauchen Durchhaltevermögen
In unseren Augen werden die Blogs bestehen bleiben, die Durchhaltevermögen haben und einen Blog betreiben, weil sie es lieben, nicht weil sie darin nur eine Möglichkeit sehen „passives“ Geld zu machen. Und es werden die bestehen bleiben, die Social Media für sich richtig zu nutzen wissen zu ihrem Blog. Nutzer merken schnell, wann etwas von Herzen erstellt wird, wann nicht. So schnulzig das klingt, so wahr ist es. Längerfristig wird sich das durchsetzen. Auch auf einem angeblich gesättigten Markt.
Unser Fazit: Der Blog stellt das digitale Wohnzimmer dar, wo alle Infos zusammenlaufen. Nutzer haben sich daran gewöhnt und werden dieses Nutzungsverhalten (gerade in Deutschland) nicht so schnell aufgeben. Der Content auf Social Media ist schnelllebig, die Inhalte eines Blogs nicht. Daher sehen wir den Blog als ein gutes Grundgerüst und Social Media als den erweiterten Arm. Man sollte aber immer die Augen nach neuen erweiterten Armen offen halten, die entwickelt werden.
Webseite: Geh Mal Reisen
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Infografik: Auf einen Blick
Vielen lieben Dank für eure Unterstützung und für diesen spannenden Austausch!
Infografik: Julia von 2800g
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Tina
29. September 2022 at 16:39
Liebe Svenja, spannendes Thema. Toll, was du da alles von anderen Blogger*innen zusammengetragen hast. Da der Artikel schon ein bisschen älter ist, würde mich jetzt total interessieren, ob sich die Meinungen inzwischen verändert haben. Auch Corona hat ja unter kreativen Soloselbständigen einigen Schaden angerichtet. Vielleicht schreibst du einen Teil 2? Liebe Grüße, tina
Svenja
3. Oktober 2022 at 10:40
Hallo Tina, schön von dir zu lesen. Ja ein Update sollte man wirklich mal machen. Ein paar Blogger haben das Bloggen aufgegeben aber ich schaue mal, wer Lust hätte auf das Update 🙂 Danke für die Anregung!