Es war eine dieser warmen Nächte in Honolulu, wo ich ein Auslandssemester verbrachte. Nach dem Essen oder den Drinks durch Waikiki zu schlendern, den Nachtmarkt zu besuchen oder einfach am Strand langzulaufen. Auf einem dieser Spaziergänge durch Waikiki entdeckte ich die Galerie des australischen Fotografen Peter Lik. Bis dato hatte ich weder mit Kunst noch Fotografie etwas am Hut, aber seine Bilder haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Es war dort, dass ich das erste Mal Bilder vom Antelope Canyon sah. Ich war sofort hin und weg.Die Farbgewalt der Bilder, die Formen, die Rauheit und gleichzeitig das Weiche der Canyon-Wände haben mich nach wie vor in den Bann gezogen. Für mich stand fest: „Da muss ich hin“. Tatsächlich gedauert hat es zehn Jahre, bis ich es endlich an diesen Ort schaffte.
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Inhalt:
Antelope Canyon: Hintergrund
Antelope Canyon liegt im Bundesstaat Arizona. Er besteht aus dem Upper und dem Lower Canyon. Er ist den meisten Mac-Nutzern als Standard-Screensaver bekannt. Die geschwungenen Windungen in orange, rot und lila hat jeder schon einmal gesehen. Antelope Canyon ist ein so genannter Slot Canyon. Das bedeutet, dass man von oben kaum etwas sieht, da es deutlich tiefer als weit ist. Der Canyon ist unter der Oberfläche ausgewaschen.Von oben sieht man nur einen unspektakulären Spalt. Seine Pracht kann man also erst bewundern, nachdem man hinabgestiegen ist.
Der Canyon wurde vom Antelope Creek geformt, einem Bach, der nur nach Sturzregen Wasser führt (s. Video von der Sturzflut). Die meiste Zeit ist der Canyon trocken und somit zugänglich. Lediglich bei oder nach starkem Regen kann der Canyon gesperrt sein. Sollte es während eines Besuchs also plötzlich stark anfangen zu regnen, ist größte Eile geboten. An den Seiten des Canyons sind in einige Leitern angebracht, um im Notfall schnell evakuieren zu können. Wer befürchtet im Canyon ertrinken zu können: nein. Man würde aufgrund des losen Sandes und all der Windungen im Canyon eher zu Tode geschmirgelt werden. Aber das nur am Rande.
Upper oder Lower Antelope Canyon?
Wie schon geschrieben, gibt es den Lower und den Upper Antelope Canyon. Beide bieten einen wunderschönen Blick auf dieses Naturspektakel, aber der Lower Antelope Canyon setzt voraus, dass man fit genug zum Treppensteigen ist. Angeblich ist der Lower Antelope Canyon weniger frequentiert als der Upper Antelope Canyon, aber selbst in der Nebensaison war hier noch Schlangestehen angesagt. Ich möchte wirklich nicht wissen, wie voll es hier sonst ist. Aber hier einmal die Pros auf einen Blick:
Upper Antelope Canyon
Kostenpunkt: $56 pro Person (inkl. Navajo Fee)
Was für den Upper Antelope Canyon spricht:
- leichterer Zugang, kein Treppensteigen
- die Sonnenstrahlen im Canyon sieht man nur hier (tageszeitabhängig)
Da der Zugang ein wenig landeinwärts liegt, wird man fuhrenweise mit einem Allrad-Fahrzeug zum Eingang gefahren. Hier würde sonst jedes andere Fahrzeug steckenbleiben. Der Eingang liegt ebenerdig, man läuft also einfach hinein. Im Canyon selbst ist es sehr eng und große Rucksäcke müssen abgegeben werden. Die Besucher strömen hin und her, weil hier sozusagen „One-Way-Traffic“ herrscht. Wer Platzangst hat, wird den Upper Antelope Canyon nicht so sehr genießen, wie den Lower. Aber relativ eng ist es in beiden.
Lower Antelope Canyon
Kostenpunkt: $35 pro Person (inkl. Navajo Fee)
Was für den Lower Antelope Canyon spricht:
- weniger Besucher, sodass man tatsächlich Bilder ohne Menschen drin knippsen kann
- relativ lange Aufenthaltsdauer von mehr als einer Stunde (bei der Fotografen-Tour sogar zwei Stunden)
- etwas günstiger als die Upper Antelope Canyon Tour
Was man im Lower Antelope Canyon eher nicht sieht, sind die typischen Lichtstrahlen. Da man für diese aber ohnehin a) zu bestimmten Uhrzeiten da sein muss (möglichst um die Mittagszeit) und b) die Sonne scheinen muss muss, waren die Lichtstrahlen für mich kein Muss. Noch dazu war für mich das Argument „weniger überlaufen“ ausschlaggebend. Aber offen gesprochen hab ich mich trotzdem wie Vieh gefühlt: Man wird in Gruppen durchgeschleust und immer wieder angehalten weiterzugehen. Aber so ist das nun einmal mit populären Sehenswürdigkeiten – jeder will hin. Der Einstieg in den Lower Antelope Canyon erfolgt über eine steile Treppe, wer also nicht fit bzw. anderweitig mobilitätseingeschränkt ist, wird sich hier schwer tun.
Eine klare Empfehlung, welcher der beiden Canyons besser ist, kann ich nicht aussprechen. Man muss einfach schauen, welche Ansprüche man hat. Sind die Lichtstrahlen das wichtigste, ist man zu Fuß ein wenig eingeschränkt oder schaut man auf’s Budget – alles eine Frage der Abwägung.
Beste Lichtverhältnisse
Für beide Canyons gilt, dass die Mittagszeit die spannendste ist, da dann das Licht senkrecht in den Canyon fällt, vorausgesetzt die Sonne scheint. Dementsprechend bietet es sich an eine Tour zwischen 11 und 13 Uhr zu buchen. Eine Garantie zu dieser Zeit aber wirklich im Canyon zu sein gibt es dennoch nicht, da es trotz gebuchter Zeit immer zu Wartezeiten kommt. Wir kamen erst 1,5 Stunden nach unserer gebuchten Zeit in den Canyon. Es bleibt ein wenig Glücksspiel. Beeindruckend ist Antelope Canyon so oder so und die Guides sind immer darum bemüht einem die Sweetspots zu zeigen. Wir waren mit Dixie Ellis da und unser Guide war unschlagbar: Nicht nur, dass er immer wieder Fotos von uns machte, er wies uns auch immer auf beeindruckende Sandsteinformationen hin und erzählte uns was zu ihnen (der schlafende Löwe, die Frau im Winter, der Häupling etc).
Anreise
Der nächstgelegene Ort ist Page, Arizona. Der Großteil der Besucher reist auch von dort an. Das Städtchen lohnt sich übrigens auch zu besuchen, selbst wenn man nicht zum Antelope Canyon möchte (aber wenn man schon einmal da ist, ist der Canyon ein Muss). Denn neben großartigen Restaurants liegt auch noch Horseshoe Bend in der Nähe – der Ort, an dem der Colorado River eine hufeisenförmige Kurve formt – sowie der Stausee Lake Powell.
Die Anreise per Auto führt auf einen großen, staubigen Parkplatz, der Kleinwagen durchaus an seine Grenzen bringen kann. Die Reifen graben sich schnell in losen, roten Sand ein. Ich war sehr froh, dass wir mit einem SUV unterwegs waren.
Tourenveranstalter
Zutritt zum Antelope Canyon gibt es nur im Rahmen einer geführten Tour. Egal, zu welcher Jahreszeit man anreist, man muss immer buchen. Am besten ein paar Tage, in der Hochsaison ein paar Wochen im Voraus. Für den Lower Antelope Canyon gibt es nur zwei Touren-Veranstalter: Ken’s Tour und Dixie Ellis Lower Antelope Tour. Bei zwei Organisatoren könnte man denken, dass es eventuell Unterscheide gibt. Dem ist aber nicht so. Beide gehören der selben Navajo-Familie an. Da sich der Antelope Canyon auf Navajo-Land befindet, dürfen auch nur Navajo dort Touren anbieten. Wir waren mit Dixie Ellis dort, aber letztlich ist es egal.
Für den Upper Antelope Canyon gibt es drei Touren-Veranstalter, die sich preislich quasi nicht unterscheiden: Ekis’ Antelope Canyon Tours, Tsosie’s Slot Canyon Tours und Adventurous Antelope Canyon Tours. Für welchen Anbieter man sich entscheidet ist somit relativ egal, die geplante Touren-Uhrzeit nimmt einem die Entscheidung ab. Je nachdem, wann man den Canyon besuchen möchte, ist gerade ein anderer Anbieter mit seiner Tour dran.
Beste Reisezeit
Eigentlich gibt es nicht die beste Reisezeit, denn wunderschön ist es immer. In den Sommermonaten steht die Sonne aber besonders hoch und scheint direkt in den Canyon hinein. Das sorgt natürlich für ein spannendes Farbspiel. Doch auch in den Wintermonaten ist es atemberaubend. Für mich das größte Plus: Weniger Menschen. Ich hatte die Befürchtung, gar nicht erst die Chance zu bekommen auch ein paar Bilder ohne Menschen drauf zu schießen. Dadurch, dass man sich ein wenig zurückfallen lassen konnte, weil die Gruppen nicht dicht an dicht durchmarschierten, hab ich die Bilder machen können, für die ich gekommen bin.
Lohnt sich ein Besuch des Antelope Canyon?
Ganz klar: Ja. Es war atemberaubend schön und ich möchte die Erfahrung um nichts in der Welt missen. Trotzdem sei gesagt, dass man großzügig Zeit einplanen und sich auf viele Menschen einstellen sollte. Die Tour wird nicht pünktlich starten, man muss warten und weiß nie genau, wann es eigentlich losgeht. Obwohl man in recht kleinen Gruppen losmarschiert, endet man in einem Meer aus Menschen. Das bedeutet auch, dass man ab und zu den Kopf über das ignorante Verhalten mancher Menschen schüttelt, aber die Schönheit des Canyons sorgt für den Ausgleich.
Restaurant-Tipps in der Nähe
Die nächstgelegene Stadt ist Page. Ein für mein europäisches Verständnis typisch amerikanisches Kleinstädtchen: Nur wenige Straßen, ein paar Shops, dafür umso größere Supermärkte mit riesengroßen Parkplätzen (obviously) und den typischen Hotelketten aka. Best Western. Tatsächlich hat Page kulinarisch gesehen unsere Erwartungen weit übertroffen.
Für einen Nachmittagssnack gingen wir zu Chill’n’Grill. Hier gibt es in erster Linie Frittiertes, trotzdem war es extrem lecker. Was ich mega fand, waren die Zucchini-Fries mit Dip. Und ein Tipp vorweg: Sandwiches sind dort keine Sandwiches, sondern ausgewachsene Burger. Meine werte Reisebegleitung wollte „nur ein Sandwich“ – das zwar großartig war, aber eben auch deutlich mehr zu essen, als gedacht.
Wer nur einen Abend in Page hat, muss UNBEDINGT zu Big John’s Texas BBQ. Zum einen fand ich die Stimmung super: Auf dem Tisch steht ein Eimer mit Erdnüssen, mit denen man beschäftigt ist, bis das Essen kommt. Zum anderen hat mich das Essen umgehauen. Die Küche ist, für ein BBQ typisch, sehr fleischlastig. Rippchen, Rinderbrust, BBQ Sandwiches, you name it – alles, was man bei einem BBQ erwarten wurde. Vor dem Lokal steht ein riesiger Ofen, in dem das Fleisch langsam gegart und geräuchert wird. Der Ofen sieht aus wie eine Lokomotive, man kann Big John’s also echt nicht übersehen. Was mich wirklich umgehauen hat (nicht zuletzt, weil ich keinFleisch esse), war der Coleslaw – ich habe noch niemals so einen leckeren Coleslaw gegessen. Der Kartoffelsalat war auch großartig. Aus dem seeligen Gesichtsausdruck meiner Begleitung schließe ich, dass auch das Fleisch himmlisch war.
Bilder