Ein dreiwöchiger Roadtrip mit Startpunkt in San Francisco durch den Südwesten der USA, das war unser Plan. Im November ging es los, als in Deutschland das Wetter langsam ungemütlich wurde. Der Südwesten der USA hingegen, in unserem Falle waren das Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona, war noch mit strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen gesegnet. Noch dazu gab es weniger Reisenden als in den Sommer- und frühen Herbstmonaten. Beste Voraussetzungen also für unsere Reise.
Inhalt:
Fahrt in den Monument Valley Nationalpark
Ganz oben auf unserer Sightseeing-Liste stand das Monument Valley in Arizona/Utah. Die außergewöhnlichen Felsen gelten als eine DER Sehenswürdigkeiten im Südwesten, sind aus vielen Filmen bekannt und haben einen enormen Wiedererkennungswert. Ich sage nur “Spiel mir das Lied vom Tod”, „Forrest Gump“ oder „The Lone Ranger“.
Unser Roadtrip startete in San Francisco und führte via Grand Canyon und Antelope Canyon zu den berühmten Sandsteinformationen. Unser letzter Stop vor dem Monument Valley war Antelope Canyon, sodass wir von Page, einer beschaulichen und besuchenswerten Kleinstadt, losfuhren. Über den Highway 98 und Highway 160 ging es nach Kayenta. Dort wechselten wir auf den Highway 163. Nach der Bundesstaatengrenze Utah bogen wir Richtung Südosten auf die 42. Die Straße führt automatisch zur Einfahrt zum Navajo Tribal Park. Verfahren ist nahezu ausgeschlossen und die Strecke ist wirklich malerisch. Schon aus der Ferne kann man die ersten Tafelberge und Felsformationen am Horizont auftauchen sehen.
Übrigens, genau genommen ist das Monument Valley gar kein Nationalpark, sondern ein Tribal Park, der von der Navajo Nation geführt wird.
Geschichte des Monument Valley
Das Monument Valley befindet sich auf Navajo Land im Norden Arizonas an der Grenze zu Utah. Die Straße ins Monument Valley macht einen kleinen Schlenker über die Bundesstaatengrenze Utah. Man muss also einen Bundesstaat durchkreuzen, um ins Valley zu kommen.
Im ehemaligen Tieflandbecken lagerten sich vor mehreren Millionen Jahren Sedimente der Rocky Mountains ab. Als das Becken durch Druck von unten angehoben wurden, taten Regen, Wind und Temperaturen ihr Übriges und legten nach und nach die bis zu 300 Meter hohen Tafelberge frei. Die so genannten „Spitzkuppen“ tragen besonders einprägsame Namen wie Elephant Butte, Camel Butte, Three Sisters oder Totem Pole. Die bekanntesten sind der East und West Mitten Buttes und der Merrick’s Butte.
Fun Fact: Aufgrund der speziellen Beschaffenheit des Sandes in der Region kleben die einzelnen Sandpartikel regelrecht zusammen, vor allem wenn Wasser, Wind und Temperaturenunterschiede mit ins Spiel kommen. Probiert es mal aus, wenn ihr da seid: Türmt ein wenig Sand auf und gießt vorsichtig ein wenig Wasser auf den “Berg” – dann schaufelt den Sand beginnend von den Seiten langsam weg. In der Mitte bleibt der nasse Sand aufgeschichtet stehen. Den coolen Trick hat uns unser Tourguide am Antelope Canyon gezeigt und uns “ooohs” und “aaaahs” entlockt.
Noch heute leben etwa 30-100 Navajos im Monument Valley. Auch wenn es verlockend erscheint, macht bitte keine Fotos von ihnen und ihren Häusern. Aus religiösen Wünschen ist das nicht erwünscht.
In der Nähe des Monument Valley
In der Nähe des Monument Valley befinden sich die Kleinstadt Kayenta, Page direkt beim Antelope Canyon und die Stadt Mexican Hat in Utah. Mexican Hat haben wir uns zwar nicht angeschaut, dafür aber eine Nacht in Page verbracht. Vor allem kulinarisch sind wir hier voll auf unsere Kosten gekommen. In Page gibt es Big John’s Texas BBQ mit einem riesigen Räuchergrill. Wenig überraschend, dass der Laden immer voll ist. Ihm eilt der Ruf der besten Rippchen und Pulled Pork voraus. Mich hat vor allem der Coleslaw umgehauen. So einen leckeren Krautsalat hatte ich in meinem Leben noch nicht gegessen.
Monument Valley: Die berühmten Tafelberge
Ob man nun alle Berge benennen kann oder nicht, ist am Ende der Reise nicht mehr ganz so wichtig. Ist man aber vor Ort und hat eine Karte vor sich, hält man permanent nach den berühmten Bergen Ausschau. Die Namen sind dabei auch wirklich kreativ. Man spricht im Auto von Elephant Butte, Camel Butte, Three Sisters oder dem Totem Pole und hält Ausschau nach den East und West Mitten Buttes und dem Merrick’s Butte. Dazu kommen noch Sentinel Mesa und Thunderbird. Die Tafelberge sind bis zu 300 Meter hoch.
Monument Valley: The View Hotel
Wer eine Nacht im Monument Valley verbringen möchte, hat zumindest nicht die Qual der Wahl. Das einzige Hotel direkt im Monument Valley ist das The View. Es wird von Navajos geführt und ist somit auch das einzige Hotel, das auf Navajo-Land stehen darf. Es gibt 96 Zimmer, ein paar Cabins und einen Campingplatz.
Eine häufig gewählte Alternative ist die Goulding’s Lodge, die aber nicht direkt im Valley, aber ganz in der Nähe liegt. Wer sich Sonnenuntergang und -aufgang direkt vom Zimmer aus anschauen möchte, dem bleibt nur The View. Dabei ist es relativ egal, ob man auf dem Campingplatz, im Hotelzimmer oder in einer Cabin schläft. Der Ausblick ist gleichermaßen phänomenal. Preislich gibt es aber große Unterschiede und wirklich günstig ist the View nicht. Aber der Name ist Programm, man bezahlt für die Aussicht.
Generell empfiehlt es sich, die Hotels im oder in der Nähe des Monument Valley nicht auf den letzten Drücker zu buchen. Gerade in der Hauptreisezeit kommen die Besucher busladungsweise. In der Nebensaison hingegen kann man aber auch 1-2 Wochen vorher problemlos buchen, so wie wir. Wir waren im November da und haben es genossen, dass nur wenige Gäste da waren. So gab es auch bei unserer Autofahrt auf dem 17-Mile-Loop (s.u.) und den daran angeschlossenen Wanderweg niemals Stau oder viele Menschen.
Hotelbuchung
Wie schon gesagt ist es ratsam sich rechtzeitig um die Hotelbuchung zu kümmern, wenn man die Aussicht über das Monument Valley so unmittelbar wie möglich genießen möchte. Während man es sonst gewohnt ist die Hotels über Booking.com oder Tripadvisor zu buchen, ist das für das The View-Hotel nicht möglich. Sie haben ein eigenes Buchungssystem und noch dazu sehr strenge Stornierungsbedingungen. Das heißt, Stornierungen sind generell nicht kostenlos möglich, laut heutigem Stand. Wer bucht, hat gebucht. Dafür sieht man über ihr Buchungssystem immer die aktuellen Verfügbarkeiten.
Kleiner Tipp: Oft sind viele Zimmer schon Monate im Voraus von großen Tourenanbietern geblockt. Aber keine Panik, oft werden 60, 30 oder 15 Tage vorher noch einmal zahlreicheZimmer storniert, sodass man eben auch kurzfristig noch ein Zimmer bekommen kann.
Wenn alle Stricke reißen, gibt es ja immer noch die Goulding’s Lodge, einen Campingplatz und Unterkünfte in Kayenta und Mexican Hat. Dann kann man den Sonnenaufgang im Monument Valley zwar nicht vom eigenen Zimmer genießen, aber wenn man früh genug aufsteht und noch bei Dunkelheit losfährt, kann man auch von der Besucherplattform des The View den Sonnenaufgang und -untergang genießen.
Monument Valley: Die beste Besuchszeit
Ganz ehrlich, das Monument Valley lohnt sich immer. Jede Jahreszeit bietet ihren Reiz. Im Sommer, also zur Hauptreisezeit, eiert allerdings jeder hin. Deswegen fand ich die Off-Season etwas reizvoller. Zum einen gibt es weniger Besucher, das Hotel war ruhiger und zum anderen begegnet man niemandem auf dem Wanderweg. Doch der größte Vorteil: die Spontanität. Muss man sonst viele Sehenswürdigkeiten und Hotels schon Wochen und Monate im Voraus buchen, ist man in der Nebensaison flexibler unterwegs (s. Hotels im Monument Valley).
Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten im Monument Valley
Das Monument Valley an sich ist ja schon die Sehenswürdigkeit schlechthin. Je nach Tageszeit wirken die Sandsteinformationen sehr unterschiedlich: Mal leuchten sie feuerrot, mal sind sie blass orange. Aus der Ferne wirken sie anders, als wenn man ganz nah dran ist.
Zu Fuß
Es gibt zwei sehr schöne Wanderrouten, die beide direkt am The View Hotel starten. Eine ist 4 Meilen lang und hat den schönen Namen „Wildcat-Trail„. Die andere Route ist 1,5 Meilen lang, über die ich leider keine weiteren Informationen gefunden habe. Aber vertraut mir, es gibt sie und im The View-Hotel gibt es Wanderkarten. Noch dazu sind die beiden Wanderwege hervorragend ausgeschildert,
Der Wildcat-Trail führt einmal um den West Mitten Butte herum, also das Sandsteingebilde in Form eines Handschuhs. Über Dünen, leere Flussbetten, an Sträuchern, Bäumen und Felsen vorbei, ist die 2-stündige Wanderung ein Erlebnis. In den heißen Sommermonaten sollte man unbedingt an die Sonnencreme und reichlich Wasser denken. Der Weg ist auch für ungeübte Wanderer problemlos möglich. Das Laufen in den Dünen und dem losen Sand kann aber beizeiten anstrengend sein.
An dieser Stelle möchte ich gern erwähnen, dass man die Wanderwege nicht verlassen darf. Wildes Wandern ist verboten. Die beiden genannten Routen sind die einzigen, die man ohne Guide oder zusätzliche Genehmigung bewandern darf. Für alle anderen Strecken muss ein Guide gebucht werden. Die Kosten liegen bei etwa $75 pro Person für eine 2-stündige Tour.
Mit dem Mietwagen
Wem Wandern zu viel Aktivität ist (oder falls es zu heiß sein sollte), der kann mit dem Auto den 17 Meilen langen Roundtrip machen. Dieser Loop führt an allen bekannten Tafelbergen vorbei. Alternativ kann man auch eine Jeep-Tour buchen. Diese verlässt die 17-Meilen-Route und bewegt sich auch im Umland. Das ist allerdings nur mit einem erfahrenen Navajo möglich. Buchbar ist so eine Tour unter anderem mit Navajo Spirit Tour.
Es empfiehlt sich mindestens ein SUV zu fahren, um nicht bei jedem Schlagloch Angst um den Mietwagen haben zu müssen. Die Piste ist alles andere als befestigt, sondern eher staubig, geröllig und voller Schlaglöcher. Wir waren mit einem SUV da, doch der feine Staub setzte sich an unsere Bremsscheiben fest, weswegen wir gegen Ende laut quietschend durch das Valley fuhren. Mit ein wenig Wasser löste sich der quietschende Staub zum Glück. Wir hatten schon Panik wieder einmal einen Mietwagen im Urlaub zu stark strapaziert zu haben. Also habt am besten immer genug Wasser dabei.
Essen und Trinken im Monument Valley
Eins gleich vorweg: Das Essen im The View ist nichts Atemberaubendes. Es ist wirklich basic, wenig abwechslungsreich und dafür recht teuer. Alkohol gibt es keinen, weil das auf Navajo Land aus religiösen Gründen nicht erlaubt ist. Zwar werden Wein und Bier im Hotel angeboten, diese sind aber alkoholfrei.
Daher würde ich empfehlen sich mit ein paar Vorräten einzudecken und Selbstversorger zu machen. Das spart Geld und man kann den Sonnenuntergang mit Snacks im Zimmer genießen. Alternativ könnte man in die Ortschaft Mexican Hat fahren, dort gibt es Fastfood en masse. Wer aber lieber gesund essen möchte, bleibt Selbstversorger. Und wer es vor allem bequem haben möchte, isst einfach im The View.
Navajo Tribal Park
Am Eingang zum Tribal Park befindet sich eine kleine Hütte, an der man eine Park-Gebühr von $20 pro Fahrzeug zahlt. Diese deckt das Fahrzeug mit vier Insassen ab, jede weitere Person kostet $6. Ich hab vielen Reiseberichten und Bewertungsseiten entnommen, dass diese Gebühr den Reisenden sauer aufstößt, obwohl sie niedriger ist als viele Eintritte in die anderen Nationalparks. Vielleicht bezahlt man sie mit ein wenig Hintergrundwissen ja ein bisschen weniger zähneknirschend:
Die Navajo, ebenso wie die anderen Indianerstämme Nordamerikas, befinden sich nach wie vor am Rand der Gesellschaft. Sie leben neben dem Kunsthandwerk (Decken, Körbe, Kleidung, Schmiedehandwerk) vor allem vom Tourismus.
Während sie früher vom Ackerbau und der Viehzucht lebten, reicht das ihnen zugeteilte Land nicht mehr dafür aus. Noch dazu ist ja auch nicht jedes Stück Land dafür geeignet. Oder anders gesagt: Land, das besonders reich an Bodenschätzen ist, hat neben den Ureinwohnern auch andere Interessenten auf den Plan gerufen und am Ende zählt der Profit.
Die Arbeitslosigkeit unter den Ureinwohnern Nordamerikas ist fünf bis sechsmal so hoch, wie im Rest des Landes. Die Chancen auf Arbeit im Reservat sind sehr gering. Sofern sie gebildet genug sind, sind viele Familienoberhäupter gezwungen das Reservat zu verlassen,um Arbeit zu suchen. Unterkünfte sind darüber hinaus mehr als knapp, weswegen oft mehrere Generationen unter einem Dach leben. Die Infrastruktur ist immer noch weit unter den üblichen Standards in den USA, sodass viele ohne Telefon, fließend Wasser, Strom oder Anschluss an die nächste Stadt leben. Das Gesundheits- und Bildungssystem, ebenso wie Rechte der Indianer, sind weit entfernt von ausreichend. Die Liste an Problemen ist endlos lang. Wer mehr darüber erfahren möchte: Huffington Post, IFS, US Government Accountability Office.
Und schon erscheinen $20 pro Auto gar nicht mehr als so viel, oder?