Wir alle haben sie: Eine Liste von Reisezielen, die wir unbedingt einmal gesehen haben möchte. 10 Jahre lang standen nun die Lofoten in Norwegen mit ihren Sehenswürdigkeiten auf meiner Bucketlist. Immer wieder scrollte ich unter den einschlägigen Hashtags auf Instagram umher, seufzte gedankenverloren vor mich hin und sagte mir „irgendwann…“.
Als das Jahr fulminant mit einer Pandemie startete und sich sämtliche Reisepläne in dünne Luft auflösten, rückte die Wunscherfüllung erneut in weite Ferne. Bis ich relativ kurzfristig beschloss während einer Lockerung der Corona-Maßnahmen meine sieben Sachen zu packen und nach Oslo zu ziehen. Da in Norwegen die Fallzahlen deutlich geringer sind, als in Deutschland, ist auch das Reisen unter gewissen Umständen möglich – selbstverständlich in einem vernünftigen Maß.
Oktober: Mit Maske bewaffnet steige ich in den voll besetzten Flieger gen Norden, genauer nach Evenes. Der langgehegte Traum Lofoten wird endlich wahr. Ich beherzige den Tipp meiner Freundin Caro, mir nicht zu viel vorzunehmen und mich etwas treiben zu lassen. Eigentlich bin ich eher jemand, der alles plant, die Reiseziele schon vor Ankunft genauestens studiert hat und so nur noch wenig Raum für Überraschungen lässt. Aber so bleibt am Ende auch nur selten das Gefühl von „hätte ich mal“. Aber dieser Trip soll anders werden, entschleunigt. Googelt man nach Lofoten, ist eine der häufigsten automatischen Ergänzungen „Lofoten wie viel Zeit“ und „beste Reisezeit“. Den Stress möchte ich mir dieses Mal nicht geben.
Oktober hat sich für mich schon oft als tolle Reisezeit herausgestellt in Norwegen und auch in Schottland, wenngleich mit einem gewissen Risiko. Das Wetter kann plötzlich kippen, der erste Schnee kann durchaus fallen, genauso gut kann es aber auch sonnig und mild sein. Ich hatte Glück und bis auf einen Vormittag mit horizontalem Regen traumhaftes Wetter.
Inhalt:
Reiseroute entlang der Lofoten
Ganz unvorbereitet bin ich dennoch nicht angereist und hatte mir ein paar grobe Point of Interest herausgesucht, die meinem Trip auf die Lofoten einen groben Rahmen geben sollten. Zwischen all den Stops blieb also reichlich Zeit, einfach mal anzuhalten, rechts ranzufahren, Bilder zu machen und immer wieder die Tränen der Rührung aus dem Gesicht zu wischen, weil dieses Fleckchen Erde unbegreiflich schön ist.
Das Herrliche an einem abgespeckten Plan ist, dass man die Fahrt bedeutend mehr genießt, öfter anhält und einfach mal einen Moment inne hält, auch mal die E10 verlässt und auf den winzigen einspurigen Straßen erkunden geht.
Hier also nun meine Route. Details zu den Fischerdörfern und Stränden findest du weiter unten.
Tag 1: Anreise, Fahrt von Evenes nach Ballstadt (Unterkunft)
Für den ersten tag hatte ich mir nur vorgenommen, mich treiben zu lassen und die Unterkunft zu beziehen. Ich habe mich für eine Fischfabrik in Ballstad entschlossen, weil mir das nahe gelegene Leknes ein bisschen zu wuselig erschien (nichts im Vergleich zu Berlin, versteht sich) und ich noch mehr Ruhe und Abgeschiedenheit wollte. Das hab ich in Ballstad gefunden.
Tag 2: Å, Reine, Reinebringen, Hamnøy
Von Ballstad bis nach Å sind es reine Fahrzeit 1,5 Stunden. Ich bin erst einmal direkt durchgefahrenm habe mich in Å i Lofoten, wie es ausführlich heißt, umgeschaut, bin spazieren gegangen und als das Wetter anfing sehr ungemütlich zu werden wieder zurück zum Auto gegangen. Von dort ging es auf der E10 zurück nach Reine. Dort startet auch der Wanderweg hoch zum Reinebringen, für den man etwa 2 Stunden einplanen sollte. Tagesabschluss bildete das kleine Fischerdörfchen Hamnøy.
Tag 3: Kvalvika, Ryten, Ytresand, Fredvang
Ein absoluter Strandtag, an dem ich mich einfach nur treiben ließ. Das hilft ungemein dabei, die Schönheit der Natur richtig auf sich wirken zu lassen.
Tag 4: Rambergstranda, Skagsanden, Flakstad, Nusfjord
Der tag, an dem ich mich zwischen Stränden und Fischerdörfchen nicht entscheiden konnte. Vor allem Nusfjord hat es mir angetan, man könnte glatt sagen, ich habe mich schockverliebt.
Tag 5: Myrland, Vik Beach, Haukland Beach, Uttakleiv
Ein kleiner Wandertag, der auch für Kinder ein Traum ist: Startet man in Uttakleiv, kann man bequem um den Berg Veggen herumgehen und so einen atemberaubenden Blick auf den Haukland Strand werfen.
Tag 6: Unstad Beach, Eggum, Borg
Unstad ist sowas wie Surfcity der Lofoten: Es gibt hier fantastische Surfcenter, die dich mit Neoprenanzügen und Boards versorgen, auch ohne Voranmeldung. In Eggum erwartet dich zwar ein Parkplatz, doch einer in perfekter Lage und mit einem speziellen Vibe. Das hat sicherlich was mit den Ziegen und Schafen zu tun, die überall herumstromern. Und Borg, das Wikingermuseum, ist perfekt für den Regentag, wenn dir nach Kultur und wohliger Wärme zumute ist.
Tag 7: Henningsvær, Svolvær
Zwei Ortschaften, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Svolvær hat etwas städtisches und wirkt nicht sonderlich laidback im Vergleich zu den anderen Fischerdörfern. Henningsvær hingegen könnte gechillter kaum sein und beherbergt außerdem eine Kunstausstellung, eine Keramik- und Glasfabrik und ein fantastisches Café, die Lysstøperi, eine Kerzenmanufaktir.
Fischerdörfer
Es mag nach Klischée klingen, aber wirklich alle Fischerdörfer riechen nach Fisch. Ein Geruch, der einem überall auf den Lofoten in der Nase liegt, aber in den Fischerdörfchen am intensivsten. Das liegt daran, dass die Fischerei noch immer eine große Wirtschaft auf den Lofoten ist, also nicht nur etwas von anno dazumal. Während ich den Geruch draußen an der frischen Luft herrlich authentisch fand, muss ich einräumen, dass ich ihn in meiner Unterkunft bestenfalls gewöhnungsbedürftig, eher aber störend fand. Oh well, den Preis, den man für zahlt, wenn man in einer Fischfabrik übernachtet.
Egal in welchem Ort du bist, überall wirst du sie stehen: Stockfische. An Geländern, auf Holfgestellen, dekorativ vor Geschäften. Getrocknete Fische, aufgefädelt auf Seilen, teilweise auch nur grimmig schauende Fischköpfe, wohin man auch blickt. Der Geruch ist intensiv, passt aber hervorragend zur Umgebung. Ein ganz eigener Take frischer Seeluft. Auch wenn alle Fischerdörfer ihre Wirtschaft gemeinsam ist, hat doch jeder Ort seinen ganz eigenen Vibe.
Nusfjord
Als ich nach Nusfjord kam, hatte ich den gesamten Ort für mich allein. Herrlich, denn in den Sommermonaten ist hier wohl regelmäßig die Hölle los. Nusfjord ist eine Art Freilichtmuseum, denn die so genannten Rorbuer (Fischerhütten) stehen hier schon seit dem frühen 19. Jahrhundert. Nusfjord war zuletzt die bedeutendste Fischersiedlung der Lofoten und beherbergte eine Tranfabrik und ein Kraftwerk. Auch wenn man sich nicht sonderlich für Geschichte interessiert, lohnt sich ein Besuch. Die roten und gelben Fischerhütten sind wunderschön auszuschauen inmitten des Fjords.
In den Hütten kann man übrigens auch übernachten. Allein der Gedanke mit der Aussicht über das Wasser, dem Kreischen der Möwen und dem Blick auf den Fjord wach zu werden ist doch einfach zauberhaft.
Henningsvær
Während ich die meisten Orte auf den Lofoten nett und niedlich anzuschauen fand, war es Henningsvær, das es mir richtig angetan hat. Dieser kleine Ort hatte einfach einen Vibe, der bei mir anschlug. Niedliche Cafés, kleine Shops, herrliche Aussichtspunkte, einen Fußballplatz inmitten von Bergen, irgendwie passte hier alles für mich.
Als ich im Café der Kerzenmanufaktur, der Lysstøperi, das wohl teuerste Lachssandwich meines Lebens aß und dem Treiben im Café als auch auf der Straße folgte, machte sich ein wohliges Gefühl von „ist das schön hier“ breit. Berühmt berüchtigt sind die Zimtschnecken (Kanelbollar), die aber während meines Besuchs gerade ausverkauft waren.
Reine
Reine ist der wohl am häufigsten fotografierte Ort auf den Lofoten, was definitiv am Aussichtspunkt „Reinebringen“ in 448 Meter Höhe liegt. Hat man den Aussichtspunkt erklommen, liegt Reine umschlossen von Wasser und Bergen direkt vor einem. Reine ist einer der wenigen Orte auf den Lofoten, an dem man als Besucher das Gefühl bekommt, dass hier tatsächlich Menschen wohnen. Wirkt Nusfjord eher wie ein Museum und zu schön, als dass hier Leute wohnen könnten, bekommt man in Reine richtig den Vibe eines Wohnortes. Besonders hübsch ist, dass sich der Ort relativ weiträumig erstreckt und über schmale Straßen und Brücken miteinander verbunden ist.
Svolvær
Svolvær ist für meine Wahrnehmung so etwas wie die Eingangspforte zu den Lofoten. Hier gibt es ein großes Shoppingcenter, riesengroße Parkplätze, große Hotels, einen Hafen, der schiffs- und fährtauglich ist, aber auch ein wenig den Charme von Henningsvær, Reine und Nusfjord missen lässt. Was auch immer man für größere Erledigungen noch machen möchte, bevor man sich in die raue Natur und die abgelegenen Flecken der Lofoten begibt, ist Svolvær der richtige Ort neben Leknes, aber das Charmante-Niedliche hat Svolvær für mein Empfinden nicht.
Wanderrouten
Hatte ich mir eigentlich vorgenommen viel wandern zu gehen, hat mir meine Gesundheit einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Würde man viele Wanderungen andersorts noch gut schaffen, sind viele der norwegischen Wanderrouten, die ich erleben durfte, recht fordernd und vor allem steil. Von der Saksa-Wanderung bei Ålesund zum Reinebringen auf den Lofoten kamen die Wanderungen eher stabilem Treppensteigen gleich. Wir sprechen hier von 1.100 Höhenmetern auf 3,5 Kilometer und 448 Höhenmetern auf einem Kilometer. Am Ende eines solchen Wandertages spürt man vor allem eins: Den Hintern.
Uttakleiv
Die Wanderung vom Uttakleiv Strand ist eine der wenigen Touren, die mehr oder minder waagerecht verläuft. Startpunkt ist der Parkplatz am Strand Uttakleiv. Von hier geht der Weg einmal um den Berg Veggen herum. Man hat einen fantastischen Blick, da der Weg einmal um die Küste herumführt auf einer Gesamtstrecke (hin und zurück) von etwa 9 Kilometern.
Uttakleiv Strand ist für mich einer der schönsten Strände der Lofoten. Hier loszulaufen ist schon traumhaft schön, wenn man aber um die Kurve des Wanderweges läuft, der den Blick auf den Haukland Strand freigibt, ist das Glück perfekt. Übrigens ist dieser Wanderweg auf für Familien mit Kindern und Kinderwagen geeignet und bei jedem Wetter begehbar.
Reinebringen
Eins vorweg: Der Weg nach oben lohnt sich. Aber was hab ich unterwegs geschnauft, denn im Prinzip erfolgt der gesamte Aufstieg ausschließlich über steile Treppen, mal abgesehen von der Matsch-Schlitter-Partie kurz vor dem Ende. Der Weg in seiner jetzigen Form ist erst seit Sommer 2019 wieder freigegeben. Er wurde von Sherpas wieder so hergerichtet, dass er für die Touristenmassen, die hier jedes Jahr hinkommen, wieder problemlos zu begehen ist.
Zuvor war der Hang so ausgelatscht und rutschig, dass es wiederholt zu Unfällen gab, zum Teil mit Toten. Deswegen war zunächst vom Begehen des Reinebringen abgeraten worden. Weil sich aber unerfahrene Touristen dennoch auf den Weg machten, wurde er schlussendlich gesperrt und teuer wiederhergerichtet. Zum Glück, muss ich sagen, denn der Blick von oben ist absolut atemberaubend. Ohne ordentliches Schuhwerk würde ich den Aufstieg jedoch nicht empfehlen, denn das letzte Stück kann vor allem bei Nässe sehr schlammig und rutschig sein. Es ist eben ein Wanderweg, und kein Spaziergang.
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Strände auf den Lofoten
Auch wenn wir alle die Bilder von Instagram kennen, verbinden wir karibische Strände eher nicht mit Nord-Norwegen. Doch genau die gibt es hier: türkis-blaues Wasser, schneeweißer Sand, sanftes Wellenrauschen. Es bleibt einem einfach nur die Luft weg, während der Kopf vergeblich versucht den Ort nördlich des Polarkreises mit Karibik-Stränden zusammenzubringen.
Unstad
Gesäumt von Bergen liegt der halbmondförmige Strand von Unstad an der Nordküste der Lofoten. Die linke und rechte Flanke sind von weichgespülten Felsen eingefasst, während in der Mitte der sandige Untergrund das Reinkommen ins Meer leicht macht. Rein theoretisch zumindest, denn die Brandung hat es vor allem in den Herbst- und Wintermonaten in sich, sodass es einiges an Kraftaufwand benötigt, aufs offene Meer zu kommen. Unstad ist der Surfspot der Lofoten, sodass es hier nicht nur einen großen Parkplatz gibt, sondern auch das Surfcenter in der Nähe ist, sowie eine gepflegte öffentliche Toilette. Vom Parkplatz aus hat man einen perfekten Blick auf den Strand.
Ramberg und Skagsanden
Der meiner Meinung nach schönste Strand auf den Lofoten: dieses türkise Wasser, der schneeweiße Sand, der ewig weite Blick auf die majestätischen Berge der Lofoten und über das Meer hinaus. Wem hier nicht die Luft wegbleibt, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen 😀 Tatsächlich wurde Ramberg Strand zum schönsten Strand Norwegens gekürt, was kaum überraschend ist. Stellt euch statt des grauen Himmels einfach Sonnenschein vor et voilá, wer würde da nicht das Handtuch ausrollen wollen?
Ein Besuch von Ramberg Strand lässt sich gut mit Skagsanden und Flakstad kombinieren, weil sie sehr nahe beieinander liegen. Fairerweise sei gesagt, dass die Distanzen auf den Lofoten generell nicht so enorm sind.
Skagsanden ist vor allem bei Nordlicht-Jägern sehr beliebt. Ich hatte das Glück leider nicht Nordlichter zu sehen, weil es immer bewölkt war. Ein Stop lohnt sich aber auch tagsüber
Storsandnes und Myrland
Googlet man „schönste Strände Lofoten“ schwöre ich euch, das jeder einzelne Strand in irgendeiner Liste auftaucht, denn jeder Strand hat seinen Reiz. Sei es der besonders weiße Strand, die weite Sicht, die Branding, bestimmte Felsformationen, was auch immer. Was lernen wir daraus? Auf den Lofoten gibt es keine hässlichen Strände.
Storsandnes und Myrland liegen nah beieinander und lassen sich somit optimal miteinander verknüpfen. Myrland Strand fand ich bei meinem Besuch ok, allerdings hingen quer über den Strand Kabel, die das Naturerlebnis ein wenig trübten. Nichtsdestotrotz fand ich die Fahrt an den entlegenen Zipfel schön, bis hin zu den Wohnhäusern. Stellt euch doch einfach mal vor, ihr hättet nur drei Nachbarn und ansonsten gäbe es weit und breit keinen Menschen, nur die raue Macht der Natur. Zumindest mal für ein Jahr wäre das doch ein Abenteuer.
Vik und Haukland und Uttakleiv
Vik, Haukland und Uttakleiv lassen sich herrlich in einem halben Wandertag miteinander kombinieren. Am besten parkt man dafür in Uttakleiv direkt am Strand. Da gibt es nicht nur einen großen Parkplatz (gegen Parkgebühr), sondern auch ein Toilettenhäuschen und Stellplätze für Campervans. Der Wanderweg, der eher ein recht ebener Spazierweg ist, führt ab den Strand ein wenig hoch, sodass man einen tollen Ausblick hat. Danach führt er einmal um den Berg „Veggen“ herum und gibt einen herrlichen Panoramablick frei. Kommt man um die Ecke, sieht man Haukland Beach und Vik. Erklimmt man noch den Berg „Veggen“, wird man mit einem Rundumblick belohnt.
Kvalvika, Ryten und Bunes Strand
Das sind tatsächlich die drei Strände, zu denen ich es nicht mehr geschafft habe, da ich hierfür zum Eine eine gewisse Wanderung auf mich hätte nehmen, sowie Fähren hätte finden müssen. Beides war einfach nicht drin, aber es ist ja auch immer schön einen Grund zu haben zurückzukehren. Nichtsdestotrotz möchte ich auf Hörensagen diese beiden Spots empfehlen, da sie nicht so überlaufen sind und somit dieses Gefühl von Abgeschiedenheit geben. Im Vergleich zu all den anderen Stränden gibt es hierher nämlich keine befahrbare Straße. Wer seinen Rucksack gepackt und ein Zelt dabei hat, sollte die Wanderstiefel schnüren und hierher kommen.
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Surfen auf den Lofoten
Wer hätte es gedacht, aber die Lofoten sind ein Surfspot. Das Surfcenter Lofoten am Unstad Beach ist dafür die beste Adresse. Hier kann man sich sowohl Neoprenanzüge als auch Boards ausleihen, oder gleich einen Kurs buchen. Gerade wenn man ein Anfänger ist oder noch nicht so erfahren ist mit unterschiedlichen Surfbedingungen, ist so ein Kurs die beste Möglichkeit das beste aus den Wellen herauszuholen. Da der Spot noch nicht überlaufen ist, stehen die Chance auch ad hoc ein Board oder einen Kursplatz zu bekommen, nicht schlecht.
Ich habe ein wenig mit mir gerungen, bin aber zum Ergebnis gekommen: Ich würde es sehr bereuen, wenn ich es nicht zumindest versuchen würde. Auch wenn ich schon ein paar Mal gesurft bin, habe ich gehörigen Respekt vor der Brandung an diesem Tag. Der Wind bläst unerbittlich, die Wellen peitschen hoch. Mit Surfbrett bewaffnet wage ich es zwischen zwei Sets ins Wasser und merke: Ich war schon einmal mehr in Form. Ich paddel und paddel aber komme quasi nicht voran.
Die Wellen sind so stark. So stark, dass das nächste Set heranrollt und mich bei lebendigem Leib auffrisst. Ich rette mich wieder an den Strand und versuche erneut raus zu kommen aufs Meer. Mein vierter Anlauf gelingt endlich, aber meine Arme sind zu dem Zeitpunkt schon Wackelpudding. Dass ich es trotzdem geschafft habe eine Welle zu kriegen, grenzt an ein Wunder. Danach schaffe ich es noch einmal rauszupaddeln, noch eine Welle zu nehmen, doch dann ist auch schon Ende mit der Kraft.
Um die häufigste Frage direkt zu beantworten zum Surfen im Oktober: Ja, es ist kalt. Der Weg vom Surfcenter zum Strand in einem nassen Neo zu gehen war schon frostig. Die Theorie am Strand sitzend im böigen Wind zu ertragen war vom Zähneklappern begleitet. Doch auch in den Sommermonaten ist das Wasser recht kalt, sodass man hier immer mit Neopren surft. Die einzige Steigerung wäre wohl da Surfen im Dezember, Januar und Februar, wenn es nicht nur eisig kalt ist, sondern, die Berge schneebedeckt sind . Wenn es tagsüber nicht mehr richtig hell wird, sondern die Umgebung in ein mystisches Blau getaucht ist.
Fest steht, dass ich es auf jeden Fall noch einmal versuchen möchte. Wieder mit Kurs, denn die Bedingungen habe es in sich und ich fühle mich an der Seite eines erfahrenen Surflehrers sicherer.
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Wikinger Museum
Museen stehen sonst nicht unbedingt auf meiner Reiseliste. Der Großteil interessiert mich meist nicht besonders und ich bevorzuge es eher draußen zu sein. Das Wikingermuseum Borg ist allerdings einen Besuch wert, da man sich hier in einer historischen Ausgrabungsstätte befindet, die sowohl drinnen, als auch draußen zu bewundern ist. An ausgewählten Tagen kann man während eines Besuchs eintauchen in die alte Wikingerkultur, indem man Fladenbrot backt auf dem offenen Feuer, ein typisches Wohnhaus begeht und sich richtig darauf einlassen, wie man damals gewohnt hat. „Damals“ bezeichnet eine Zeit vor mehr als 1.000 Jahren. Erst 1981 wurde beim Pflügen eines Feldes die Ruine des Langhauses gefunden, das Schlafraum, Wohnraum, Stall und Gemeinschaftsraum mit Küche und lager in einem ist.
Nicht nur für Erwachsene ist es einen Besuch wert, die Betreiber des Museums geben sich auch alle Mühe Kinder zu bespaßen. So gibt es außerhalb des Langhauses am Strand, an dem ein nachgebautes Wikingerboot vertaut liegt. Während der Hauptsaison kann man hiermit eine Ausfahrt machen.
Kosten und Unterkünfte
Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Norwegen ist teuer. Nicht so sehr für die Norweger selbst, weil die Norweger tendenziell gut verdienen. Kommt man aber mit einem durchschnittlichen deutschen Gehalt in den Norden, schluckt man hier und da mit Sicherheit. Restaurantbesuche sind ihr Geld auf jeden Fall wert, aber jeder muss für sich entscheiden, wo das Reisebudget liegt. Für das Lachssandwich mit einer Tasse Kaffee in Henningsvær habe ich umgerechnet etwa 17 Euro bezahlt.
Deswegen stand für mich auch fest, dass meine Hauptmahlzeiten eher Selbstgekochtes sein sollten, womit die Wahl der Unterkunft auch auf ein Airbnb mit Küche fiel. Noch dazu hat ein Airbnb den Vorteil, dass man sich direkt etwas heimischer und nicht ganz so touristisch fühlt wie in einem Hotel, weil man oftmals in Gegenden wohnt, in denen keine großen Hotelkomplexe stehen.
Ein paar Preise im Überblick:
- eine Tasse schwarzer Kaffee: 35NOK (etwa 3 Euro)
- eine Kanelboller: 30NOK (2,50 Euro)
- Restaurantbesuch mit Fischgericht: zwischen 350 und 400 NOK (30-40 Euro)
- eine 0,5l Dose Bier im Supermarkt: 70NOK (6,50 Euro)
- Sandwich und schwarzer Kaffee: 180NOK (17 Euro)
Beste Reisezeit für die Lofoten
Meiner Meinung nach gibt es nicht die eine beste Reisezeit. Es kommt vielmehr darauf an, was man erleben möchte, womit es die richtige Reisezeit für jeden gibt. Im Sommer kann es beizeiten überlaufen sein. All die Verbotsschilder „Parken verboten“ und „Privatparkplatz“ sind stumme Zeugen dessen, was sich hier in den Sommermonaten abspielt. Wer die herrlichen Sandstrände, Wandertouren und Sommernächte genießen will, kommt in den Sommermonaten von Mai bis August auf seine Kosten.
Der Winter ist den Schneefans und Nordlichtjägern vorbehalten. Vor allem Dezember, Februar und März sind prädestiniert dafür. Der Januar ist vielen Besuchern zu dunkel, nämlich dann, wenn die Sonne es nicht einmal in die Nähe des Horizontes schafft.
Der Herbst, also September bis November bietet die Chance, sonst überlaufene Fischerdörfer ganz für sich allein zu haben. Ebenso sind viele Wandertouren menschenleer, sodass man hier Natur pur erleben kann. Die Nebensaison hat allerdings den Nachteil, das viele Museen geschlossen oder nur an einzelnen Tagen geöffnet haben. Ebenso dürftig ist es um die Fähren bestellt, sodass in der Nebensaison im Herbst und Frühjahr entweder ein wenig mehr Planung notwendig ist oder man bewusst ein paar Flecken der Lofoten auslässt.
Google Maps mit Standorten
Eine Liste mit allen erwähnten Standorten findest du hier: Lofoten-Map