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Reisedepeschen Verlag: Reisebücher, die Fernweh machen

Als ich noch klein war, gehörte es zur Reisevorbereitung, in eine Buchhandlung zu gehen und sich einen oder gleich ein paar Reiseführer zu besorgen. Das Internet gab es noch nicht und die Recherche für ein Reiseziel machte man mithilfe von Magazinen, Zeitungsartikeln, Reisebüros und eben auch mit Reiseführern. Manch einer soll auch Teleshopping für die Buchung einer Reise genommen haben, meine Familie gehörte aber nicht dazu.

Auch wenn bis heute immer noch viele Menschen auf diese Art ihre Reisen vorbereiten, hat das Internet den Bärenteil übernommen, was Inspiration und Vorbereitung angeht. Blogs, Online-Magazine, Youtube, Instagram, sprich alle Formen von digitalen Medien und sozialen Netzwerken – hier werden die nächsten Reiseziele auserkoren und recherchiert.

Auf Reisen begegnet man immer seltener Menschen mit Reiseführern in der Hand, vor allem nicht die jüngere Generation. Alles, was es zu wissen gilt, wird auf das Smartphone gesaugt und auf dem Flug oder am Strand konsumiert. Lediglich in den Bergen sieht man doch noch die Wanderführer mitsamt Eselsohren und den sichtbaren Spuren des letzten Regengusses. Aber die Zielgruppe in den Bergen ist tendenziell ein wenig älter.

Bei dem Überangebot an Artikeln, Blogs und so weiter, vergehen manchmal viele Stunden vor dem Laptop, was man erst bemerkt, wenn man die roten Augen reibt und einen Blick auf die Uhr wirft. Das Stichwort: Digital Detox.

Und genau hier kommt der Reisedepeschen Verlag ins Spiel.

Der Reisedepeschen Verlag

In einem Buch lassen sich Geschichten ganz anders vermitteln, als auf einem Bildschirm. Beides hat zwar seine Daseinsberechtigung, aber geht es um emotionale Geschichten von Reisen, funktioniert ein Buch einfach besser. Der Fokus ist auf das gelenkt, was man in seinen Händen hält. Keine Ablenkung, kein Herumklicken, kein Scrollen. Stattdessen zählt die haptische Erfahrung und der gefesselte Blick.

Die ersten drei Bücher des Reisedepeschen Verlags entstanden als Crowdfunding. Ziel sollte es nicht sein, noch einen Reiseführer herauszubringen, sondern vielmehr ein Reisebuch zu publizieren. Was der Unterschied ist? Anstatt kalte Fakten wie Populationsgröße, Währungen, Regierungsform und beste Reisezeit aneinanderzureihen und mit ein paar mehr oder weniger schönen Bildern zu illustrieren, geht es um das Geschichtenerzählen und um Persönlichkeit. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass man mit den Reisebüchern nicht die essentiellen Fakten bekäme. Es ist das Zusammenspiel aus der Erzählweise und der optischen Aufbereitung, die das Lesen und Lernen schlichtweg schöner und eleganter gestalten.

Deutschland im Winter

Ich bin vieles, aber wahrlich kein Lokalpatriot. Mit meiner Heimatstadt verbinde ich wenig Positives. Sage ich, dass ich aus Kassel bin, hören ich zu 80 Prozent: „Ach das kenne ich vom Vorbeifahren.“ oder auch „Ist da nicht so eine Kunstausstellung?“ Trotzdem freue ich mich immer, wenn meine Heimat einmal in einem positiven Kontext erscheint und nicht in einer Polizeiruf-Episode in der nordhessischen Provinz oder im Kuriositätenteil der überregionalen Zeitungen.

So war es auch, als ich Kassel im Reisebuch „Deutschland im Winter – Geheimtipps von Freunden“ entdeckte. Kassel wird gern die Brüder-Grimm-Stadt genannt, sodass es nahe liegt, die märchenhafte Seite der Stadt zu betonen. Erst recht im Winter. Erstaunlicherweise waren mir viele Tipps schon bekannt, aber es war auch einiges Neues dabei. Vielleicht gehe ich beim nächsten Heimatbesuch doch mal auf die Pirsch. Tourist spielen in der Heimatstadt…

Generell habe ich mich schon im Vorfeld sehr auf das Buch gefreut, um neue Seiten an Deutschland zu entdecken, die schon von vielgereisten Reisebloggern getestet wurden. Da ist es sehr hilfreich, dass das Reisebuch nach Bundesländern sortiert ist, sodass man gezielt nach Orten suchen kann. 22 Tipps für Hamburg reihen sich an einen Reisebericht mit der Brockenbahn im Harz und die Industriekultur im Ruhrgebiet.

Bei mir kam definitiv Vorfreude auf den nahenden Winter auf, in dem ich zahlreichen Tipps auf den Fuß folgen werde. Nicht zuletzt dank der fantastischen Illustrationen und Fotos im Reisebuch.

Der Inselguide Thailand

Thailand, das Mallorca der Schweden, ist so viel mehr als Phuket, Bangkok und Chiang Mai. Das beweist auch der Inselguide Thailand – Geheimtipps von Freunden. Ich war schon viele Male in Thailand und trotzdem kenne ich nicht einmal einen Bruchteil der im Buch genannten Inseln: Koh Yao Yai, Ko Libong, Ko Phra Thong…. You get the idea.

Die einzelnen Abschnitte des Buchs steigen immer mit einer Geschichte, einer Anekdote oder einfach mit einer Begründung ein, warum gerade diese eine Insel die Trauminsel der jeweiligen Autoren ist. Danach folgen Tipps für die Übernachtung und Anreise, Inselfakten, Restaurants und Hotspots zum Sonnenuntergang-Schauen – kurzum, die Lieblingsorte der Autoren. Perfekte Strandparadiese treffen auf verwilderte Inseln, Einöde und dann wieder das geballte Lebens Thailands.

Ein ganz interessanter Fakt zu den Autoren des Buchs: Neben namhaften Bloggern, die jedem Reise-Fan früher oder später über den Weg laufen, haben die beiden schlauen Köpfe hinter dem Reisedepeschen Verlag (Johannes und Marianna) einen Aufruf in ihrer Community gemacht. Per Newsletter wurden die Leser aufgerufen, ihre Stories einzureichen. So ist eine einmalige Mischung an Geschichten und Zielen zusammengekommen, die sonst kein Reiseführer schafft.

Mit diesem geballten Wissen wird einem die Entscheidung, auf welche Insel man reisen sollte, definitiv nicht leichter machen. Aber das ist vermutlich ohnehin nicht das Ziel…

Ein Roadtrip

Das Roadtrip-Buch ist das einzige Buch im Reisedepeschen Verlag, hinter dem nur zwei Autoren stecken. Jennifer und Peter Glas sind statt einer „normalen“ Hochzeitsreise eine Weltreise angetreten und bekommen seither nicht mehr genug vom Reisen. Das Glück als Leser ist, dass sie wunderschön persönlich schreiben und fantastische Bilder machen, sodass man sie wirklich auf ihrer Reise begleitet. Sie erzählen nicht nur von den bereisten Ländern, ihren Abenteuern, kleinen und großen Details, sondern vor allem von den Menschen, die ihnen begegnet sind.

Mal abgesehen davon, dass das Buch einen verträumt zurücklässt, ist es das perfekte „Coffetable“- Buch: Sobald es ins Blickfeld rückt, möchten Gäste darin herumblättern. Sei es, um nur die Bilder anzuschauen, oder passagenweise darin zu schmökern – das perfekte Hinlege-Buch (im positivsten aller Sinne!)

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