Die meisten von uns haben gewisse Routinen: Wenn ich morgens aufstehe, strecke ich mich und gehe ins Bad. Beim Betreten wird direkt das Radio angeschaltet, Star FM. Seit 8 Jahren mein Sender. Die Musik und die Morningshow, voll mein Ding.
Doch in letzter Zeit ärgere ich mich immer häufiger über die Moderatoren. Stellt die Moderatorin Bianca etwas zur Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz, Autos oder anderen Themen vor, die sie bewegen, grätscht der Moderator T-Bone jedes Mal mit einem Macho-Spruch dazwischen. Untermalt wird sein Alpha-Mann-Verhalten durch passende O-Töne aus der Community, die über Whatsapp oder per Telefon eingeschickt wurden.
Ich weiß, dass es beim Radio so ausgelegt ist (besonders bei einer Morning-Show), dass es konträre Meinungen gibt. So polarisierend wie möglich, schön schwarz-weiß. So bekommen sie die Interaktion mit dem Publikum und jeder Hörer soll sich halbwegs angesprochen werden. Was mir mittlerweile aber gehörig auf den Zeiger geht, ist das permanente Bashing von Frauen und ausgelutschte Klischees. Heute früh hieß es, dass vor allem niedertourig fahrende Busse und LKWs an der Luftverschmutzung in der Stadt Schuld sind. Prompt meldet sich ein Hörer und korrigiert, dass es vor allem niedertourig fahrende Frauen in ihren Smarts seien, die auf Parkplatzsuche sind.
Inhalt:
Männer vs. Frauen
Ich kann diese chauvinistischen Sprüche nicht mehr hören. Der Kommentar stammt zwar von einem Hörer, spiegelt aber das wieder, was in der Morningshow tagein tagaus gelebt wird. T-Bone reduziert Männer auf biertrinkende, gröhlende Typen am Grill, die nichts außer Fleisch essen und mit der laut knatternden Harley die Stadt unsicher machen. Frauen essen nur Gemüse, interessieren sich ausschließlich für flauschige Tierchen, meckern permanent mit piepsigen Stimmen und können nicht Auto fahren.
Es nervt. Nun könnte man sagen „Dann schalt halt nicht mehr ein“. Richtig, blöderweise mag ich die Musik aber sehr und kein anderer Sender spielt ausschließlich Rock. Was mich aber eher beschäftigt ist die Frage, warum es mich neuerdings erst so stört. Die Morningshow auf Star FM war immer schon so. Zu Zeiten, als noch Martin Kesici dort moderierte. Immer schon gab es die Klischeekiste Männer vs Frauen im Studio.
Was ist passiert? Tja, der Feminismus. Lange hab ich solche Dialoge als normal hingenommen, ist halt so, nech? Mittlerweile denk ich mir: Es nervt! Ebenso geht es mir auch bei Filmtrailern, in denen wieder mal nur ein Mann die tragende Rolle spielt und Frauen nur nett aussehende Staffage sind. Wenn sie überhaupt Text bekommen, bitten sie um Hilfe. „What should we do now?“ fleht sie den Hauptdarsteller an. Ich ertrage es nicht mehr. Es langweilt mich. Ich rolle jedes Mal hart die Augen. Mission Impossible, Klappe die Zehnte, immer noch muss Tom Cruise heldenhaft die Welt vor Bösewichten retten. Frauen erscheinen nur als Deko.
Es ist nicht mehr zu ertragen
Feministisch zu denken bringt auch ein paar Nachteile mit sich: Die Filmauswahl ist mittlerweile gehörig eingeschrumpft, ich sortiere viel mehr. Bei sexistischen Sprüche gegen Frauen, Schwule, nicht-weiße Männer von männlichen Kollegen lache ich nicht mal mehr aus Höflichkeit, rein männliche Panels gebe ich mir nicht mehr.
In fast allen Lebensbereichen ist es ein wenig komplizierte geworden, seit ich auf Gleichberechtigung achte. Von der Abendgestaltung, über Weiterbildungen zu Smalltalk mit Kollegen, es ist nicht mehr so locker. Ich kann nicht mehr einfach so sagen „Schwamm drüber, er meinte das nicht so.“ Ebenso wenig kann ich Frauen überhören, die sich vor anderen kleiner machen: „Kannst du mir mal dabei helfen, ich bin ’ne Frau und kann deswegen nicht einparken.“ (der Spruch hat sich so zugetragen).
Denken wir mal an das prominente Beispiel vom DJ Martin Solveig, der die norwegische Weltfußballerin Ada Hegerberg bei der Preisverleihung „Ballon D’or“ fragte, ob sie twerken könne. Viele, Frauen wie Männer, konnten diese geschmacklose Frage nicht einfach abtun. Stattdessen wird ein großes Fass aufgemacht, zum Glück.
Man könnte es sich leichter machen und solche Zwischenfälle als Einzelfälle abtun. Aber wir wissen, dass es nicht so ist.
Es sind keine Einzelfälle. Es ist ein strukturelles Problem. Doch anstatt mich nur zu ärgern, passe ich mein Konsumverhalten an. Ich gucke nicht mehr die Filme mit dem immer gleichen, langweiligen Setup. Ich halte lieber die unangenehme Stille aus, die entsteht, wenn ich nicht mehr aus Höflichkeit lache. Nur so kann sich etwas verändern.
Und ich weigere mich zu glauben, dass alle Männer nur Autos, Steaks und Bier in der Birne haben. Ich glaube stattdessen, dass wir alle von einer fairen, gleichberechtigten Welt profitieren können.
Hey Star FM, ihr könnt das doch besser. Bei euch gibt es doch viele schlaue Köpfchen.
Photo by Søren Astrup Jørgensen on Unsplash