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Wie ich lernte, Ruhe in den Kopf zu bekommen

Ich schließe die Wohnungstür auf, lege meine Handtasche ab, ziehe die Schuhe aus und setze mich auf den Sessel. Erst einmal durchatmen. Ich höre, wie mein Puls pocht, das Blut auf den Ohren rauscht und ich mich erschöpft fühle. Ich wohne zwar im fünften Stockwerk ohne Aufzug, aber das ist es nicht.

Gerade bin ich zurückgekommen von einem Mittagessen mit einer Freundin. Ich habe de facto nichts Anstrengendes gemacht. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich mit ihr und weiteren Freunden unterhalten, von meinen Reisen erzählt, zugehört, was in ihren Leben in den vergangenen Wochen los war. Ein richtig schönes Treffen. Doch schon zur Verabredung tauche ich durchgeschwitzt und abgekämpft auf. Fair enough, ich bin mit dem Fahrrad und zwei platten Reifen gefahren. Gemütlich ist anders.

Im Kopf rauscht es

Doch die körperliche Anstrengung ist es nicht. Es ist mein Kopf. Der Verkehr, die Lautstärke, die Abgase, die vielen Menschen, die Baustellen – all das macht mich nach fast sechs Wochen in den Bergen und auf einer Surfer-Insel fertig. Es prasseln so viele Eindrücke auf mich herein und mein sonst so zuverlässiger Filter versagt. Er ist verstopft und lässt stattdessen alles ungefiltert durch.

Dementsprechend schwer fällt es mir, mich auf die zahlreichen Unterhaltungen einzulassen, obwohl ich mir Mühe gebe. Immerhin: Mein Handy bleibt unangetastet in der Tasche. Nicht, weil ich mich krampfhaft daran erinnere, sondern weil mein Kopf keinen weiteren Input verkraftet und ich nicht einmal an mein Handy denke.

Was ist nur los mit mir? Sonst liebe ich es, Menschen um mich herum zu haben, mich mit Freunden zu treffen. Als tendenziell extrovertierter Mensch gibt genau der Austausch mit anderen Menschen mir Energie. Jetzt strengt es mich nur noch an. Ist das der Urlaubsblues? Hm, ich glaube eher nicht, denn ich wünsche mich nicht zurück auf die nächste Reise. Ich wünsche mich nur nach Hause. Ich möchte in meinen gemütlichen Sessel, schreiben und lesen, aus dem Fenster gucken und einfach nur ein bisschen sein.

Erst einmal alles verarbeiten

Vielleicht liegt es an den Erlebnissen den vergangenen Wochen, die auch immer noch verarbeitet werden wollen. So viel Tolles habe ich in den vergangenen sechs Wochen erlebt. Vermisse ich vielleicht die Einsamkeit der Almen? Absolut! Dreht sich das Leben in Berlin schlichtweg zu schnell und jetzt gerade habe ich das erste Mal seit langen eine gesunde Geschwindigkeit? Gut möglich.

Tatsächlich schlafe ich gerade nicht besonders gut und habe trotzdem in meinem Kopf eine Klarheit, die ich in so einer Form schon sehr lange nicht mehr erlebt habe. Ich kenne meinen Kopf eigentlich nur wuselig, immer zig Ideen im Kopf, zwischen denen ich umherspringe. Jetzt herrscht da plötzlich Struktur, Ordnung und Ruhe. Ich kann mich auf einzelne Aufgaben konzentrieren und voll drauf einlassen. Das ist ein herrliches Gefühl.

Digital Detox als die Lösung aller Probleme?

Wie bin ich an diesen Punkt gekommen? Klar, zum einen war da die sechswöchige Auszeit. Das Besondere daran: nur sporadisches Handynetz. Ich verbrachte mehrere Tage komplett ohne Netz. Weder SMS, noch iMessages oder Whatsapp gingen durch. Machte mich das am Anfang der Tour noch etwas unruhig (so ein Kribbeln in den Fingern), war es mir nach einer Woche egal. Das ist dieser Digital-Detox-Effekt, von dem alle immer erzählen, oder? Mein Handy-Akku hielt auf einmal drei Tage, weil ich nur gelegentlich Fotos machte und abends Hörbücher hörte. Irre!

Doch es ist nicht nur Digital Detox. Ich hatte jeden Tag unendlich viel Bewegung. Nix da mit Arsch breitsitzen am Schreibtisch. Stattdessen stieg ich jeden Morgen auf’s Neue in die Wanderstiefel und los ging’s. Viele Kilometer und Höhenmeter bewältigen und unfassbar viel Schwitzen.

Meine Augen bekamen keinen Bildschirm mehr zu sehen, geschweige denn eine Zimmerwand. Stattdessen bekamen sie Kontrastprogramm: weite Sicht! Ob auf den Bergen, im Wald oder einem Bergsee, immer durften die Augen in die Ferne schweifen.

Ich hatte morgens keine Entscheidung zu fällen, meine Kleidung bestand entweder aus Shorts oder Leggings, T-Shirt oder Langarmshirt, Cap oder Haarband. Boom, fertig! Beim Frühstück wurde das gegessen, was auf dem Tisch stand. Fertig ist die Chose. Vereinfachung des Lebens, gleich schon zu Tagesbeginn.

Alles in allem ist die Klarheit im Kopf am ehesten einem Bruch mit den alten Routinen geschuldet. Das digitale Leben und das ziellose Rumsurfen im Netz als größte Zeitfresser einfach einmal sein zu lassen, bringt nicht nur einen enormen Zeitgewinn, sondern machte mich auch positiver. Vielleicht, weil ich mich unterbewusst weniger verglich mit dem ach so tollen Leben auf Instagram. Who knows?

Was nun wirklich die Erklärung ist, weiß ich nicht. Aber zumindest kenne ich jetzt ein paar Faktoren, die ich verändern kann, um ab und zu mal wieder eine Bestandsaufnahme mit mir selbst zu machen. Sozusagen eine Achtsamkeitsübung. Dabei hilft mir ganze bestimmt auch „Ein guter Plan„, den ich nun wieder intensiver nutze: Der Kalender integriert zahlreiche Achtsamkeitsübungen und hilft einem, eben nicht nur den Tag, die Woche und den Monat zu planen, sondern hat auch Platz für Gedanken. Was möchte ich erreichen und was habe ich im vergangenen Monat geschafft.

Was für Mittel helfen euch, zur Ruhe zu kommen und eure Gedanken und Bedürfnisse zu sortieren?

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