Ein bisschen nervös bin ich ja schon. Nachdem ich im vergangenen Jahr das erste Mal eine Saftkur machte und mein Kreislauf das fanze Unterfangen nicht gut fand, muss ich doch absolut des Wahnsinns sein, acht Tage Yoga und Detox gebucht zu haben. Acht Tage ohne feste Nahrung. Acht Tage. Acht Tage.
Wie bereitet man sich am besten vor auf einen Detox-Urlaub?
Alle Detox-Ratgeber sind sich einig: viel Wasser und Tee trinken, sowie auf Alkohol, Kaffee und Zigaretten verzichten. Noch dazu hilft es durchaus, wenn man Mitstreiter hat, die entweder auch eine Detox-Kur machen oder zumindest auch auf Alkohol und Zigaretten verzichten. Denn diesen Aspekt sollte man wirklich nicht unterschätzen. Wenn man also nicht gerade in den Detox-Urlaub düst, ist es von ungeschätzter Wichtigkeit, einen Partner in crime zu haben.
[table-of-content]
Inhalt:
Detox-Urlaub, eine mentale Herausforderung
Die mentale Vorbereitung ist übrigens nicht zu verachten: Ein Detox-Urlaub sollte nicht das Abnehmen als Hauptziel haben. Vielmehr dient so eine Reise einem Reset, bei der du in deinen Körper hineinhörst, dem Kopf eine Pause gönnst und herauszufinden, was einem gut tut und was nicht. Es ist ein stückweit eine Grenzerfahrung: Plötzlich fehlt die feste Nahrung, es gibt nichts mehr zu kauen und der Tagesablauf wird fremdgeplant. Gleichzeitig muss damit rechnen, mental und körperlich nicht 100 Prozent auf der Höhe zu sein. Geistige Höchstleistungen sind eher nicht zu erwarten und Kopfschmerzen können einen durchaus begleiten. Und wer von Kopfschmerzen geplagt wird, ist meist nicht sonderlich gut gelaunt.
Vorbereitungen für meinen Detox-Urlaub
Den Detox-Urlaub hab ich mir alleine vorgenommen: Zum Einen, weil ich mich ganz auf mich konzentrieren möchte, zum anderen, um zu sehen, ob ich selbst genug Willensstärke zum Durchhalten habe. Ich brauchte eine Pause, um einfach wieder meine Perspektive auf Dinge zurechtzurücken.
Im Unterschied zur Vorbereitung auf meine Saftkur möchte ich dieses Mal bei der Vorbereitung auf das althergebrachte Glaubersalz zurückgreifen. Das soll meinem Körper helfen, sich darauf einzustellen, in naher Zukunft keine feste Nahrung zu bekommen. Was das Abführen mit Glaubersalz angeht, gehen die Meinungen auseinander, da es oft als invasiv wahrgenommen wird. Noch dazu kommt es für einige Personengruppen als Abführmittel nicht in Frage. Die Vor- und Nachteile, für wen Glaubersalz eine Option ist, habe ich hier mal gebündelt:
Gründe für Glaubersalz:
- Man erleichtert den Körper von allem, wovon man sich ohnehin die nächsten Tage oder Woche fernhalten will. Ein sauberer Start sozusagen.
- Sich selbst mental einen Startpunkt setzen, um die Fastenkur rituell zu beginnen.
- Mal einen Tag zuhause verbringen, maximal 10 Schritte vom Bad entfernt
Gründe gegen Glaubersalz:
- Es schmeckt so grausam, wie alle sagen
- Es wirkt stark dehydrierend und ist daher nicht für jeden geeignet. Wer also nicht auf seinen Wasserhaushalt achtet, tut seinem Körper mit Glaubersalz keinen Gefallen, ebenso wenig Personen mit Herz-Kreislauf- und Nierenproblemen und niedrigem Blutdruck.
- Man ist mindestens einen Tag an zuhause gebunden und sollte sich auch darauf einstellen
Alternativen zum Detox mit Glaubersalz oder Bittersalz:
- Buttermilch
- Pflaumensaft
- Sauerkrautsaft
- oder ganz klassisch: Abführmittel.
Detox-Programm, aber welches?
Detox-Programme gibt es wie Sand am Meer, gerade in warmen Gefilden. Die Preise unterscheiden sich enorm, je nach Ernährungsplan, medizinischen Untersuchungen und Zusatzleistungen, wie eng die Betreuung ist und Freizeitgestaltung. Viele Programme stehen in Kombination mit Yoga und Meditation. Auch Wellness steht für viele auf dem Plan, aber darauf hatte ich nicht so große Lust. Ich wollte es etwas spartanischer haben in der Sonne Thailands. Eine gute Anlaufstelle ist Bookyogaretreats.com, eine Seite, die Yoga und Detox-Retreats auf der ganzen Welt auflistet mitsamt Bewertungen von Gästen. Die Seite hilft einen ersten Überblick zu verschaffen über Kosten, Leistungen und Programme.
Neben den Preisen und dem Rahmenangebot gibt es allerdings einen gan entscheidenden Unterschied zwischen allen Detox-Angeboten: Invasiv mit Einläufen und non-invasiv.
Ich habe mich für ein nicht invasives Programm entschlossen, das tägliche Massagen, Yoga, Meditation, Wellness und viel Freizeit enthielt. Die Wahl fiel auf Thailand, weil ich insgeheim die Hoffnung hegte, dass ich in der sommerlichen Wärme und der hohen Luftfeuchtigkeit generell nichts so hungrig sein würde.
Der Tagesablauf
Drei Mal am Tag gab es einen Gemüseshake mit einer scharfen Gewürzmischung, ein Shotglas Kokosöl pro Tag, mittags eine scharfe Suppe oder einen Salat, abends zusätzlich einen Gemüsesaft, Kürbiskerne und über den gesamten Tag verteilt unbegrenzt Kokoswasser. Man wurde eng betreut sowohl vom Yogalehrer, als auch von der „Küchenfee“ und lernt eine Menge über gesunde Ernährung. Angelehnt ist das Programm an die Ayurveda-Lehre.
Detox-Urlaub: Geht da überhaupt Sport?
Dass man in so einem Urlaub ohne feste Nahrung natürlich nicht zu sportlichen Höchstleistungen auflaufen kann, dürfte klar sein. Aber ausgedehnte Spaziergänge zum Big Buddha ließ ich mir nicht nehmen. Ich wollte ja trotzdem etwas von Koh Samui sehen. An hartes Workout und Fitness war aber für mich nicht zu denken, das hätten weder mein Kreislauf, noch meine Kraft oder meine Kopfschmerzen zugelassen.
Yoga und Meditation waren auch ohne Probleme möglich und ein paar Nachmittage lieh ich mir auch ein SUP-Board aus. Also Bewegung ist absolut möglich, aber längere Strecken laufen zu gehen oder Kraftsport sind nicht unbedingt drin. Letztlich muss das aber jeder für sich entscheiden und es im Zweifelsfall einfach ausprobieren.
Die Unterkunft
In der Nähe von meiner Unterkunft, die eine niedliche kleine Bungalow-Anlage war, gab es einen malerischen Strand. Meine täglichen Spaziergänge haben mich natürlich dorthin geführt. Ein Buch lesen, entspannt in der Sonne zu liegen, Stand-Up-Paddling, oder schwimmen gehen, eben alles, das nicht zu sehr anstrengt und wozu ein Strand einlädt.
Detox als Reset für Körper und Geist
Die größte Umstellung war für mich gar nicht der Verzicht auf feste Nahrung, sondern der Ausbruch aus der Routine: Wachwerden, Handy checken, frühstücken und ab in den Tag starten – nicht hier. Hier sah meine Routine so aus: Wecker um 7 Uhr, Wasserflasche abfüllen mit Kurkuma und Ingwer drin, von meinem Trainer zu einem Morgenspaziergang abgeholt werden und ein wenig Stretching auf dem nahegelegenen Berg, zurück zur Unterkunft für Frühstück. Ich sollte „Frühstück“ aber wirklich in Anführungszeichen setzen, denn es war ein Glas Saft und Kokoswasser. Dann gingen wir über zum Yoga und der Meditation. Ab da war Freizeit bis zum Nachmittag. Da konnte ich zwischen Gesichtsmasken oder Massagen wählen. Ich nahm immer die Massage. Nichts geht über eine Thaimassage.
Das war es im Prinzip schon mit dem festen Tagesablauf. Zwischen Yoga und Massage ging ich meistens zum Strand, um zu lesen oder schreiben. Nach der Massage guckte ich mir entweder die Nachbarschaft an, wanderte in eine der Städte oder zum goldenen Buddha. Irgendetwas gibt es immer zu entdecken. Die Tage endeten meist recht früh. So viel schlafe ich sonst nicht, aber ich kam jede Nacht auf gut 9-10 Stunden. Ein Schlafrhythmus wie ein Baby.
Fazit: Was bringt ein Detox-Urlaub?
Die wichtigste Frage dürfte nun sein: Hat es was gebracht? Ganz klar: JA! Ich fühlte mich frisch, ausgeruht, leicht, stark und aufgeweckt. Generell fühlt es sich nach einem Reset an und ich für meinen Teil hatte seither keine Heißhungerattacken mehr. Also genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. Offen gestanden war es auch gar nicht so hart wie gedacht und die acht Tage gingen im Nu rum.
Abgenommen habe ich allerdings so gut wie gar nicht. Wer mit der Hoffnung, enorm viel abzunehmen in den Detox-Urlaub fährt, könnte unter Umständen enttäuscht werden. Mich ärgert es auch ein wenig, dass ich regelrecht dazu gewungen wurde mich vorher und hinterher zu wiegen. Irgendwie machte es mir für einen Moment mein gutes Gefühl kaputt.
Als Startschuss, um die Ernährung umzustellen und gesünder leben zu wollen, ist so ein Detox-Urlaub tatsächlich perfekt. So habe ich es für mich gehandhabt. Ich fühle mich seither spitzenmäßig und bilde mir ein, Geschmäcker viel intensiver wahrzunehmen. Was aber ein Fakt ist: Ich schlafe besser und wache erholter auf. Keine geschwollenen Augen mehr, keinen dicken Kopf und generell bedeutend mehr Energie. Ich wähle auch mein Essen sorgsamer aus und überlege bei jedem Eis oder Schokoriegel, ob ich das WIRKLICH brauche. Auf dass es das Jahr so bleibt.
Selbst, wenn man kein Fan von Detox und all den vermeintlichen Wunderwirkungen ist, glaube ich, dass solche Experimente eine interessante Erfahrung sind, die es sich lohnt zu machen. Probiert es einfach mal aus.
PS: Gebucht habe ich über Book a Yoga Retreat.
Coverphoto by Samule Sun on Unsplash