Zugegeben, beim Wandern geht es eigentlich um’s Abschalten. Darum, den Blick mal wieder schweifen zu lassen, den Augen Abwechslung von Bildschirmen und echte Weitsicht zu geben. Wer aber nicht gerade einen Survival-Kurs abgeschlossen hat, beim Militär das Navigieren gelernt und im letzten Leben The Revenant war, der braucht früher oder später ein wenig Unterstützung in der wilden Natur in Form von Apps zum Wandern.
Denn sind wir mal ehrlich, haben wir Stadtkinder doch keine Ahnung mehr von der Natur. Die Himmelsrichtungen anhand des Sonnenstandes abzuschätzen, geht vielleicht noch gut. Dass Moos meistens auf der Nordseite des Baums wächst kann man von Ronja Räubertochter oder von den Pfadfinderlager noch wissen. Aber spätestens, wenn man mitten im Wald, an einem Hang oder mitten in dichten Nebelschwaden steht, stößt man als Gelegenheitswanderer an seine Grenzen.
Glück für uns, dass es allerlei Helferlein gibt, die einen in besonders kniffligen Momenten unterstützen.
Inhalt:
Komoot
In der App Komoot gibt es eine große Auswahl an Touren. Diese stammen sowohl von Komoot selbst, als auch von Nutzern der Community oder Tourismusverbänden. Darüber hinaus kann jeder registrierte Nutzer eigene Touren erstellen, aufzeichnen und veröffentlichen. Mir gefällt vor allem die Entdecken-Funktion, in der einem interessante Routen in der Nähe vorgeschlagen werden.
Wer die integrierte Navigation nutzen möchte, muss die kostenpflichtigen Karten herunterladen. Preislich ist das aber im Rahmen: 29,99 Euro für das Komplettpaket. Die Einzelregion Berlin zum Beispiel kostet 3,49 Euro, sodass es sich lohnt, gleich das Gesamtpaket zu buchen. Die Karten sind übrigens auch offline verfügbar, was gerade in netzschwachen Regionen ein Segen ist.
Rother Wanderführer App
Ich denke, dass meine Freundin Milena und ich an mehr als einer Stelle nicht unseren Weg von München nach Venedig gefunden hätten, hätten wir nicht die Rother Wanderführer App dabeigehabt. Wir hatten zwar den Wanderführer, aber wenn man nicht exakt weiß, wo man gerade steht, hilft einem der Beschreibungstext nur bedingt weiter. Hat man aber parallel dazu die App und kann sich orten, wird alles gleich viel einfacher. Denn: Wer den Wanderführer kauft, bekommt Zugang zu einer Download-Seite, auf der man sich mit dem Passwort im Buch die GPS-Daten herunterladen kann.
Outdooractive
Ähnlich wie Komoot, wenn auch nicht ganz so gut, ist Outdooractive. Hier finde ich vor allem Inspiration für die kommenden Wanderungen und Touren. Die Touren stammen, wie auch bei Komoot, sowohl von Outdooractive, als auch von der Community. Die Touren enthalten alle relevanten Infos wie Distanz, Dauer, Streckenverlauf, Höhenprofil und Schwierigkeitsgrad. Das Tracking funktioniert meistens ziemlich gut, nur in der Sächsischen Schweiz hat uns die Ortung manchmal etwas im Stich gelassen. Immerhin sind die Karten auch offline verfügbar. Was mir nicht so gut gefällt ist, dass man dafür ein Abo abschließen muss von jährlich 29,99Euro.
Maps 3D
Ok, diese Maps 3D ist einfach nur abgefahren. Es sind vor allem die topografischen Karten, die schlichtweg atemberaubend sind. Denn wer nicht sonderlich erfahren im Lesen topografischer Karten ist, darf bei der 3D-Animation der App laut „Halleluja“ rufen: Eine flache 2D-Karte wird ruckzuck zu einer 3D-Karte, die es Wanderern einfacher macht den Weg zu finden bzw. diesem zu folgen, als auch eine bessere Vorstellung des Terrains zu bekommen. Wie auch die anderen Wander-Apps kann man in Maps 3D Routen tracken, aufzeichnen, speichern und teilen. Der Oberknüller: Die App kostet mitsamt Offline-Karten gerade einmal 4,99 Euro.
DRK Erste Hilfe App
An den Ernstfall möchte man eigentlich nicht denken, wenn man eine große Tour plant. Doch solange keiner von uns unverwundbar ist, müssen wir uns auch um erste Hilfe Gedanken machen. Immerhin zählt im Notfall jede Minute und jede Erste-Hilfe-Maßnahme. Deshalb würde ich jedem empfehlen, sich die Erste Hilfe App des DRK herunterzuladen. Sollte es zu einem Notfall kommen, kann man anhand einfacher Ja-Nein-Fragen in den ersten wichtigen Minuten Hilfe leisten. Außerdem kann man über die App einen Notruf absetzen. Sollte auf jedem Handy sein. Die App kostet 1,09 Euro für iPhone und 0,89 Euro für Android.
Yr
Die Wetter zu kennen ist gerade im Gebirge essenziell. Auch wenn einem die Hüttenwirte immer das aktuelle Wetter mitteilen können, ist es gut, es auch selbst in der Hand zu haben. Viele „normale“ Wetter-Apps sind gerade im Gebirge ein wenig ungenau. Hier punktet YR, die Wetter-App des norwegischen Wetterdienstes durch beeindruckende Treffsicherheit. Auch wieder das Beispiel „Traumpfad München Venedig“ – keine andere Wetter-App hat uns dermaßen zuverlässig das Wetter vorausgesagt, teilweise auf die Minute genau. Diese App muss auf das Smartphone jedes Wanderers.
UVLens
Hätte ich doch schon früher von UV Lens erfahren: Diese App gibt eine Prognose der UV-Belastung an einem bestimmten Tag und Ort ab. In Abhängigkeit zum eigenen Profil, in dem man seinen Hauttypen hinterlegt, erinnert einen die App an das Eincremen und gibt eine Empfehlung, wann man sich im Freien aufhalten kann mit möglichst kleinem Sonnenbrand-Risiko. Besonders, wenn man sonst eher vor dem Bildschirm bräunt oder nicht so oft auf hohen Höhenlagen unterwegs ist, neigt man dazu die Sonneneinstrahlung zu unterschätzen. Und sind wir einmal ehrlich: Mit Sonnenbrand weiterhin draußen aktiv zu sein, wenn einem nachts alles glüht, macht keinen Spaß.
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